#71 - Opas Reisetagebuch – 5. & 6.8.2018 – Trainingslager Schladming- Tag 2 und 3: Opa unter Spannung

Tag 2:

 

Nach dem Frühstück fuhren wir zum ersten Training, was dank der zwischenzeitlich dann doch angereisten Mannschaft (der Charterflieger hatte wegen einer technischer Störung sechs Stunden Verspätung) stattfand. Dabei fand Opas Premiere statt: Er setzte sich das erste mal auf ein Pedelec (E-Bike) und obwohl er davor über solchermaßen motorisierte Verkehrsteilnehmer gespottet und die Nase gerümpft hatte, wusste Opa, dass er so etwas auch haben möchte. Opa ist unter Spannung!

 

Den Weg zum Trainingsgelände fand Opa auch nach 3 Jahren wieder, so lange war sein letzter Trainingslagerbesuch schon wieder her. Auf den Tribünen fanden sich etwa 80-100 Herthaner ein, von jung bis alt, von Ultras über Kutten bis zu Normalos, eine bunte Mischung, wie sie eben Herthas Fanszene eben ist.

 

Während die Fans bedacht und im Schatten saßen, hieß es für die Mannschaft Schwitzen. Erster Johler war dann, als nahezu die gesamte Mannschaft gemeinsam ein Tor auf den Platz schob, was man vermutlich auch zu zweit hätte erledigen können, schließlich ist das nur ein bißchen Alurohr und dazu noch auf Rädern:

FOTO Torschiebende Mannschaft

 

Auf dem Weg zum Bierstand fiel Opa dann ein Banner des FC Schladming auf, bei dem sich Hertha angesichts des mitgereisten Anhangs dann doch die Frage stellt, wann das „verschönert“ wird.

FOTO FC Schladming

 

Nach dem Training radelten wir heim, Opa servierte zweien seiner Mitfahrer als sonntägliches „Notessen“ eine Pasta mit Pesto, Rucola und Tomatenfilets, was nicht nur schnell zubereitet ist, sondern genauso ratzfatz auch weggespachtelt wurde, während die anderen beiden Mitfahrer auf eine Alm radelten und sich dort eine Brotzeit gönnten.  

FOTO Almbrotzeit

 

Die anschließende Fressnarkose, der sich alle zu einem Nickerchen hingaben, nutzte Opa, um das Tagebuch des ersten Tages und der Anreise zu schreiben, während ihn über die Hitze stöhnende Nachrichten der in Berlin gebliebenen erreichten. Hier in Schladming ist es tagsüber etwa 8-10 Grad kälter als in Berlin, nachts bei offenem Fenster ist es so frisch, dass Opa das Bedürfnis hat, sich zuzudecken und das nicht, weil er eine Frostbeule wäre ;)

 

Ansonsten ist das Wetter in den Bergen manchmal recht wechselhaft. Auf Stunden schönsten Sonnenscheins folgt manchmal schlagartig ein Regenguss, der danach Wiesen und Wälder oft „dampfen“ lässt, aber auhc dafür sorgt, dass Opas Mitfahrer pitschnass von einer abgebrochenen Abendradtour wiederkehrten und zwar so polternd, dass Opa unsanft aus dem Mittagsschläfchen geweckt wurde.

 

Am Abend gab's nach einer ordentlichen Portion frisch aus dem Schweinerücken geschnittenen Gulaschs noch einen kurzen Spaziergang durch Schladming, bevor der Abend nach eienr Brotzeit mit einem Umtrunk ausklang. Wir sind ja schließlich im Trainingslager und auch die Leber will auf eine lange Saison präzise vorbereitet sein.

 

Tag 3:

Nach dem Frühstück und einer morgendlichen Einkaufstour bereiteten sich alle aufs abendliche Testspiel vor. Opa, indem er sich um eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr kümmerte (Dehydration ist bei diesen Temperaturen eine echte Gefahr!), die anderen, indem sie eine Radtour machten. Vorm Testspiel wollte Opa noch etwas essen und schnitt ein paar Schnitzel aus dem Schweinerücken, mehlierte diese, benetzte sie mit Ei und panierte die kleinen Köstlichkeiten, bevor sie im heißen Öl ausgebacken wurden:

FOTOS Schnitzelchen

 

Opas Mitfahrer, die eigentlich nichts essen wollten, wurden vom Duft angelockt und wollten nun doch essen, obwohl einer vorher noch gemeckert hatte, dass Opa viel zu viel zubereitet hätte (am Ende blieb nüscht übrig). Während Opa gerade ins erste Schnitzel biss und sich das erste Bier des Tages öffnen wollte, klingelte sein Telefon. Ein Herthaner war auf dem Weg nach Schladming in Bischofshofen gestrandet und hatte seinen Anschlusszug verpasst, der nächste fuhr so, dass er erst nach dem Testspiel angekommen wäre.

 

Alle anderen, die er vorher angerufen hatte, und die sonst gern von solchen Werten wie Brüderlichkeit und Loyalität sprechen, hatten ihm abgesagt. Also musste Opa nicht nur eine Gewissensentscheidung zwischen eiskaltem Bier und Kumpel helfen treffen, sondern sich auch dafür entscheiden, selbst deshalb den Anpfiff zu verpassen, denn obwohl Bischofshofen Luftlinie nur 36 km von Schladming entfernt liegt, braucht man mit dem Auto etwa 45 Minuten dorthin.

FOTO Entfernung

 

Für Opa war klar, dass er keinen Herthaner in der Ferne hängen lässt, also Schnitzel fallen lassen und mit vernehmbar grummelndem Magen nach Bischofshofen gefahren und einen Herthaner in der Ferne glücklich gemacht. Vielleicht bringen solche Episoden ja den einen oder anderen zum Umdenken, dass Opa vielleicht doch nicht so schlimm sei wie sie ihn seit Jahren darstellen und z.T. mit üblen Gerüchten zu desavouieren versuchen.

 

Aus diesem Grund gibt’s auch dieses Tagebuch als Doppeltagebuch, denn zum Schreiben war keine Zeit mehr. Nachdem der Herthaner am Stadion abgesetzt war, hat Opa schnell das Auto zur Unterkunft gefahren, sich das Fahrrad geschnappt und kam mit einer Viertelstunde Verspätung zum Stadion, löhnte die von Hertha als „Gnadenakt“ ausgehandelten acht Euro Eintritt und nahm durchaus wohlwollend zur Kenntnis, dass das Stadion gut gefüllt war.

 

Nach der Begrüßung einiger Herthaner, die z.T. extra fürs Testspiel angereist waren, hatte Opa Durst. Und bei der Stadionwirtin, mit der er am Vortag schon etwas geschäkert hatte, die Wahl zwischen Bier aus dem Pappbecher oder einem Glas. Letzteres allerdings unter der Auflage, den „VIP Bereich“ des Stadionrestaurants nicht zu verlassen. Ach, was im Oly geht, soll in Schladming auch gehen. Während draußen das gemeine Volk leckeres Gösser Radler oder noch leckereres Schladminger Bier also aus schnöden Plastebechern schlürfte, gönnte sich Opa mit bestem Blick auf das Spiel stilecht ein Radler aus dem Glas.  

FOTO Stadionrestaurant

 

Nachdem der erste Durst gestillt war, ging Opa auf Tour und dokumentierte die zahlreichen Zaunfahnen...  

FOTOS Zaunfahnen

 

...wo neben „den üblichen Verdächtigen“ auch „Familie Hoppenstedt“ anwesend war, die Opa an dieser Stelle herzlich grüßt und mit denen er schon viel gelacht hat.

 

Auf der Tribüne saßen vor Opa ein paar Kinder, von denen einer schockierenderweise ein „CR7“ in seine Frisur einrasiert hatte. Warum lässt man so etwas zu? Das behindert doch die kindliche Entwicklung. ;) Aber im Ernst, Opa weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es manchmal sein kann, den von Kindern vorgetragenen Wünschen zu widerstehen und welch schrecklichen Wendungen im Laufe des Heranwachsens auf dem Weg auf Eltern warten. Aber so würde Opa kein Kind herumlaufen lassen.

 

Während des Spiels zeigten die mitgereisten Ultras zwei Spruchbänder gegen RB und ihren Patron, denn Liefering gehört ebenfalls zum RB Imperium und ist das Farmteam, in dem Spieler geparkt werden und die wegen dieses Status auch nicht aus der zweiten österreichischen Liga aufsteigen dürfen. Verhältnisse, wie sie früher oder später auch bei uns kommen werden? Der Platzwart war jedenfalls bemüht, relativ schnell die Spruchbänder wieder abzuhängen.

 

Das Spiel von Hertha gegen Liefering war durchaus sehenswert. Hertha trat in einem neuen Spielsystem auf, allerdings gab's trotz dieses Systemwechsels immer noch viel „Hintenrumscheiße“, wie sie in den letzten Saisons zu beobachten war. Lieber den Sicherheitspass nach hinten spielen statt ins Vertikalspiel mit dem Risiko zu gehen, einen Ballverlust zu riskieren. So sehr Opa auch versteht, dass das nicht so unerfolgreich ist, so unansehnlich ist das und Opa versteht den einen oder anderen Fußballfan, der das nicht unbedingt sehen möchte. Aber für Opa läuft der Fußball ja eh nur am Rand.

Sehenswert waren noch ein paar ganz gute Aktionen von Torunarigha, der seinen Gegenspielern gekonnt die Bälle vom Fuß nahm, Rekik ist auch eine Bank, Lazaro zeigte ein paar Extraklasseballannahmen, die er bei den vielen hüfthohen Zuspielen auch durchaus gebrauchen kann, Hammer-Esswein wie immer bemüht, sehr gut gefiel Opa auch Jastrzembski, nicht einzuordnen sind derzeit Dilrosun, der noch manchesmal wie ein Fremdkörper im Mannschaftsspiel wirkt und Klünter. Dafür ist das Trainingslager ja aber da.

 

Nach dem Spiel gab's dann noch das obligatorische Foto der mitgereisten Fans im Tor, hinter dem die Zaunfahnen hingen. Während wir darauf warteten, dass die zur Fotografin eingeteilte junge Dame mit der Technik klarkam, stapfte plötzlich Per Skjelbred auf den Platz, stellte sich neben Opa und umarmte ihn. Gute Geste, dass der die Fans nicht vergisst, aber bei der wenig Nestwärme ausstrahlenden Hertha könnte es gut sein, dass er dafür getadelt wird. Egal, da die junge Dame nicht aus den Pötten kam, hatte Opa Gelegenheit für etwas Smalltalk und er scherzte mit Per, dass er ganz schön nass sei, wofür er sich mit einem „es ist auch ganz schön heiß“ zu entschuldigen versuchte. Alles gut, Opa fand's gut.  

FOTO (wird nachgereicht)

 

Apropos Trainingslager, dafür ist Opa ja auch in Schladming und Opa hatte nach dem Spiel Durst und so wurde nach der Rückkehr in die Unterkunft der am Morgen erstandene Haselnussschnaps angerissen und mit ein paar Futschi runtergespült. Zwei von Opas Mitfahrer hatten sich in den Kopf gesetzt, am Donnerstag das Euroleaguequalispiel Graz gegen Limasol in Graz zu sehen und versuchten, elektronisch an Bahnfahrkarten zu kommen, was damit endete, dass wir einen Abendspaziergang zum Bahnhof machten. Auf dem Weg dorthin machte Opa noch ein Selfie mit einem lebensgroßen Werbeständer an der Tankstelle...

FOTO Selfie

 

...wir entdeckten eine Feier der freiwilligen Feuerwehr Schladming, wo man trinkfest den erfolgreichen Aufbau des Festzelts für die Flohmarkt-Party am Freitag zugunsten der Feuerwehr zelebrierte und am Bahnhof angekommen stellten Opas Mitfahrer dann fest, dass der Service der ÖBB genauso bescheiden ist wie der der DB, denn die Fahrkarten, die online für 9 € zu haben gewesen wären, kosteten am Automaten 59 €, für die einfache Strecke war das denen dann doch etwas happig, um sich ein zweitklassiges Spiel anzusehen und so kehrten wir zwecks flüssiger Wegzehrung noch für ein Bier im Bahnhofsrestaurant ein.

 

Auf dem Rückweg vorbei am lokalen Getränkehändler mit Deppenapostroph...

FOTO Schrotti

 

...und an einer Werbung für einen Elektriker mit sympathischem Namen, wo Opa allerdings nicht sicher ist, ob man von so jemandem seinen Strom verlegt bekommen möchte ;)

FOTO Trinker

 

Nach Rückkehr in die Butze tranken wir noch die eine oder andere Kleinigkeit und sägten anschließend die Bäume, die wir tagsüber so gesehen hatten. Schee ist es und die Woche dürfte gern länger gehen.