Opas Reisetagebuch – Sommerpause 2016 – Schwedt, Luckenwalde, Alkmaar

Sommerpausenprogramm
Nach der Saison war Opa wie jede Saison irgendwie froh und erleichtert, dass die Sommerpause ansteht. Endlich mal Zeit, liegengebliebene Vorhaben anzupacken, die Laube baut sich nicht von allein und ein paar andere Vorhaben wollen auch realisiert werden. Doch wie jedes Jahr ist die Sommerpause zu kurz, um alles zu schaffen, denn Schlag auf Schlag jagten sich Opas Termine.

Da war die Mitgliederversammlung, bei der Opas Kandidat nicht gewählt wurde, Opa begab sich in „Feindesland“, weil der mit Opa befreundete Autor von „111 Gründe, Hertha zu lieben“ zum Leseduell in einer Fankneipe der Köpenicker Mannschaft in Charlottenburg (!) nicht ohne Unterstützung antreten wollte, blöderweise am selben Tag, an dem auch der Benny Cup stattfand, den Opa deshalb schwänzen musste.  

FOTO Leseduell

 

In der Kneipe versteht man es, alte Feindschaften zu pflegen, denn im Zielbereich der Pissoirs befinden sich Aufkleber des damaligen Stadtrivalen, der vom Minister für Staatssicherheit zielsicher zum Rekordmeister protegiert wurde.

FOTO Zielbereich

Ansonsten viele entspannte Gespräche mit Altunionern, Opa gehört ja einer Fangeneration an, die noch eine innige Freundschaft mit den Köpenickern pflegte, vor der Wende hing im Hertha Block bei jedem Spiel eine Union Fahne und das Lied vom Wind und dem Meer, die zusammenhalten, sangen wir damals auf die Freunde hinterm Stacheldraht. Hat ja keiner ahnen können, dass der Stacheldraht eines Tages weg ist. Immerhin darin war man sich einig, den jungen Leuten kann man die alte Zeit nicht nahebringen, wir alten können noch beim Bier zusammensitzen, aber wir verstehen, dass die Jungen das nicht können. Jede Generation hat ihre Herausforderungen.

FOTO Opa und Opa

Apropos Herausforderungen. Opa wollte noch die letzten Spiele in den Amateurligen mitmachen und erlebte dabei das eine oder andere Highlight. Auf Opas Heimatplatz, dem Sportplatz am Hertzberplatz, war das finale Oberligaspiel zwischen dem als Absteiger feststehenden Hausherrn Hürtürkel und den an der Tabellenspitze mitspielenden ehemaligen Stadtrivalen aus dem Mommsenstadion in lila Gewand. Dieser komische Verein mit noch komischeren Fans, die alle irgendwie mit jeder Pore ausstrahlen, dass sie besser sein wollen als andere, sind Opa ein Greuel. Das Konglomerat aus Pseudointellektuellen, Studienräten, „Refugees welcome“-Jutebeutel-Trägern, dazu diverse Devotionalien des braunweißen Clubs aus Hamburg und als Krönung quakende Angehörige des weiblichen Geschlechts, die sich wegen des bei Hertha gesungenen Liedguts und der Tatsache, dass Hertha keine Damentischtennisabteilung hat, „sexistisch ausgeschlossen fühlen“ lösen bei Opa im Fußballkontext Kotzreiz aus. Opa geht u.a. zum Fußball, um zu pöbeln, u.a. gegen genau solche Freaks. Merkt Euch das bitte anstatt Opa jedesmal freundlich zu begrüßen, als würde er Euch mögen. Opa findet Euch an guten Tagen „süß“, ansonsten einfach nur eklig! Das musste mal raus, weil die lilaweißen Anhänger, die Opa kennen, ihn immer freudig erregt begrüßen, als wäre er einer von ihnen. Opa zeigt Abstoßungsreaktionen, merkt Euch das!

Anekdote am Rand: Die Kioskbetreiberin am Hertzbergplatz ist ja bekannt für ihre eigenwillige Auslegung des Servicegedankens. Mal ist offen, mal ist zu, vor dem Kiosk steht ein Tisch, auf dem ein dickes, fettes „PRIVAT“ Schild steht und dem „Gast“ unmißverständlich klar macht, dass man sich da nicht hinzusetzen hat. Wenn dann verschärfend eine Meute von 400 Anhängern anreist, kollabiert dieses “Servicesystem” endgültig. Noch vor Anpfiff des Spiels war das Bier alle, Nachschub nicht zu holen. Mit etwas Improvisation kam dann doch irgendwie jeder zu einem Bier, die Kioskbetreiberin verkaufte leere Pappbecher (zu 20 Cent - Traumrendite! - die Getränke wurden auf Anweisung des Ordnungsdienstes umgefüllt) und die Fans der lilaweißen versorgte sich in der Kneipe nebenan, bevorzugt mit Sternburger, was zu den merkwürdigen Fans wie Arsch auf Eimer passt. Nein, Opa mag Euch immer noch nicht.

Der fehlende Biernachschub war übrigens nicht verantwortlich, dass während des Spiels (!) ein Krankenwagen das Spielfeld (!) befuhr:

FOTO Krankenwagen auf dem Platz

Ein Spieler von Tebe hatte sich verletzt und musste ins Krankenhaus. Das war die einzige Möglichkeit, ihn da wegzuschaffen. Der komische Anhang applaudierte dann dem abfahrenden Krankenwagen. Freaks eben.

Zwischenzeitlich ging die EM los und die U-Boot-Fans tauchten wie alle zwei Jahre auf und missionierten einen ungefragt über die vermeintlichen Segnungen des Fandaseins. Mit auf der Wange aufgemalter Deutschlandfahne kreischende Mädels sind Opa ein noch viel größeres Greuel als lilaweiße Fans. Weil ihr Eure Kacksommerparty feiern wollt, muss Opa gefühlt die Hälfte der besuchten Spiele der Ligen bei Frost bibbern. Was ihr macht, ist so eine Art Fasching mit Fußballuntermalung. Ihr kennt keine Spieler, wisst nicht, wo die spielen und Spielsysteme sind Euch ebenso fremd wie Fankultur. Ihr, die ihr alle zwei Jahre auf- und wieder abtaucht wie ein U-Boot und mit Vereinsfußball nichts am Hut haben wollt, könnt Opa mal da, wo fröhlichen Menschen die Sonne draus scheint. Würdet ihr mit nur einem Drittel der Selbstverständlichkeit, mit der ihr Euch für die Mannschaft Eures Landes verkleidet und mitfiebert, Euch für euer lokales Team begeistern, müsste Hertha nicht darüber nachdenken, wie man das Stadion verkleinert. Das gilt übrigens ausdrücklich NICHT für die, die auch Vereinsfußball leben, die nimmt Opa von seiner Auskeilerei aus.

Opa hat einige Spiele der EM geguckt und fand das relativ nahe am Fußballalltag. Oft dröge und unspirierende Partien, fliegende Gartenstühle in Fußgängerzonen, ein paar hübsche Bengaloshows, Unsinn labernde Journalisten - wobei der Begriff mittlerweile mit Vorsicht zu genießen ist, die Medien sind längst Teil der Show des vermeintlichen Premiumprodukts, welches sich wegen des vielen Geldes gerade selbst zu Grunde richtet. Am Ende gewann passenderweise das Team, das sich weitgehend sieglos durchs Turnier gemogelt hatte, aber mit dem besten Selbstdarsteller aufwarten konnte. Das hatten die U-Boot-Fans und der korrupte Verband verdient.

Als das Event mit einer großen Pyroshow zu Ende ging und Opa sich „Wo war der Aufschrei?“ fragte, als im Mittelkreis Raketen mit Flugbahn Richtung Zuschauer gezündet wurden, ging die Vorbereitung auf die neue Saison los. War Opa zu Saisonende reisemüde, konnte er es kaum abwarten, den „alten Kahn wieder auslaufen zu lassen“.

Testspiel Schwedt
Einen ersten Vorgeschmack gab es Anfang Juli beim Testspiel gegen Schwedt. als die EM noch lief. Mit ein paar Mitfahrern traf man sich am Hauptbahnhof und es waren noch nicht mal alle da, als es schon wieder „sudelte“

FOTO Sudeln am HBF

Opa machte da weiter, wo er in Mainz aufgehört hatte. Nach einer lustigen Anreise im Regio und engmaschiger „Bullissei“-Bewachung - die fuhren im Streifenwagen minutenlang neben Opa her, bis sie mitbekamen, dass von uns keine Gefahr ausging, kam Opas Reisegruppe am Schwedter Stadion an, wo Opa nach Erwerb der Eintrittskarte gleich mal die Einlasskontrollen testete. Während am Haupteingang eine ewig lange und sich nur langsam vorwärts bewegende Schlange war, entdeckte Opa einen „Bypass“, zwei Ordner standen gelangweilt und waren froh, etwas zu tun zu haben. Abtasten wollte sie nicht, aber in Opas Rucksack gucken. Die Cola entdeckten sie, den Suff nicht. Opa stellte die Cola in eine schattige Ecke des Ordnerhäuschens und freute sich diebisch.

Sogleich wurde das Casino erobert, denn neben Durst hatten wir vor allem Hunger. Die Wirtin war ob des Ansturms so vieler Menschen dezent überfordert und wurde gleich mal „Simone“ getauft, nachdem sie uns nicht verraten wollte, wie sie hieß. Naja, dann wurde Simone erstmal besungen und im Laufe der Zeit entspannte sich das Verhältnis zur Wirtin, zumindest kam es Opa so vor, spätestens nach der Bestellung einer Flasche Weinbrand der guten alten Marke mit Jesu Mutter Namen im Logo. Mademoiselle „verkalkulierte“ sich wohl etwas zu Opas Gunsten, Opa freute sich jedoch über das 20 € Schnäppchen. Vom Spiel hingegen bekam Opa nicht allzu viel mit. Nur als es am Bierstand zu einem Geschubse kam, bewegte sich Opa schaulustig nach draußen. Nach einem Sieg irgendwo im zweistelligen Bereich zugunsten von Hertha reiste man gemeinsam ab, ohne sich mit Getränken für den Rückweg versorgen zu können, glücklicherweise hatte Opa ja noch zwei Flaschen Cola bei den Ordnern.

Zwei Tage später war Opa eingeladen, am „11Freunde Kneipenquiz“ teilzunehmen. Nüscht zu essen, dafür teures Bier und obendrein noch St. Pipi Plörre aus Hamburg. Wenigstens das Weizen war einigermaßen genießbar. Zur Reviermarkierung hatte Opa aber erstmal demonstrativ die Fahne gehisst, was von vorbeilaufenden Anhängern anderer Vereine mit Naserümpfen quittiert wurde, Opa freute sich diebisch, dass die Provokation erfolgreich war.

FOTO Fahne

Apropos Fahne. Opa reiste bislang ja ohne Fahne, es wurde Zeit, diesen Umstand mal zu ändern. Also wurde eine Berlinfahne bestellt, die nun nach und nach aufgehübscht wird und Opa fortan zu allen Auswärtsspielen begleiten soll.

Zur Vorbereitung der Europaleaguequalispiele (was für ein Wortmonster) hatte sich Opa einen Termin beim Bürgeramt ersessen, nach 6 Wochen Wartezeit durfte er endlich einen Reisepass beantragen, 2 Wochen später hielt Opa den Lappen zum stolzen Preis von rund 60 € in den Händen.

FOTO Reisepass

Zum nächsten Testspiel brauchte man früher zwar keinen Reisepass, aber ein Einreisevisum, wieder ging es ins Berliner Umland, diesmal nach Luckenwalde.

Testspiel Luckenwalde
Schon die Anreise gestaltete sich hektisch, denn Freitag um 18 Uhr Anpfiff ist für berufstätige Herthafans eher „suboptimal“. Auf den letzten Drücker schaffte es Opas Reisegruppe, sich im Regio gen Süden zu versammeln, nicht ohne sich von ganz vorn nach ganz hinten im Zug zu verteilen. Nach einigem Gelatsche nach vorn und hinten hatten wir uns dann endlich gefunden und schaukelten Richtung Luckenwalde. Leicht pikiert dreinblickende Bahnreisende, die ob des Bierkonsums am Nachmittag leicht irritiert zu sein schienen. Lang mussten sie uns nicht ertragen, aber aus Versehen fiel einem das Bier herunter und so klebte der Boden halt wenigstens standesgemäß.

Auf dem Bahnsteig verschaffte sich eine andere Reisegruppe Luft, naja, zumindest tranken sie welche und funktionierten einen Entwerter zur Theke um. Wir Berliner verstehen es eben zu leben.

FOTO Luft

Vor dem Bahnhof, der „Mob“ hatte sich schon in Bewegung gesetzt, lief Opa noch eine junge Dame mit „Dildotorte“ über den Weg, da konnte Opa nicht dran vorbei, ohne ein Foto zu machen.

FOTO Dildotorte

Auf dem Weg zum Stadion liefen wir an einem Stück Mauer vorbei, die mittlerweile als Kletterwand Verwendung gefunden hatte und in einem freundlichen „Durchfallocker“ angemalt war.

FOTO Mauer

Der Fußweg zum Stadion war knackig lang, aber Bus und Taxi kann man in dieser Einöde vergessen. Wenigstens kamen wir an einem Netto vorbei, der ob seiner Öffnungszeiten versprach, uns für die Rückreise verköstigen zu können. Doch dazu gleich mehr. Vorm Stadion Einlasskontrolle, Opa wurde gefragt, was im Rucksack sei, er sagte „nur Cola“ und durfte mitsamt schwapperndem Schnapsvorrat ins Stadion. Heissa. ordentlich was los in Luckenwalde.

FOTO Panorama

Auf der Toilette verewigten sich einige Herthaner standesgemäß, ja, das gehört zur Fankultur einfach dazu.

FOTO Aufkleber

Das Spiel plätscherte relativ unspektakulär, ohne die EM Fahrer war das sportlich sowieso weitgehend ohne Aussagekraft, weshalb man sich dem Trinksport zuwenden konnte, wir hatten ja alles dabei. Am Himmel machten sich derweil bedrohlich schwarze Wolken breit.

FOTO Schwarze Wolken

Ein heftiges Gewitter war im Anflug und da wir sowieso noch vor Ladenschluss zum Netto wollten, verließ Opas Reisegruppe kurz vor Abpfiff das „Stadion“ und eilten zum Netto. Kurz, bevor wir dort ankamen, kamen die ersten Tropfen herunter und als wir endlich da waren, schüttete es wie aus Kübeln. Nach dem Einkauf war nicht daran zu denken, trockenen Fußes zum Bahnhof zu kommen, weshalb wir beschlossen, uns vorm Supermarkt unterzustellen. Einer von uns hatte keine Regenjacke dabei, also wurde flugs eine Mülltüte organisiert, ein Loch für den Kopf reingemacht und zack, fertig war die Funktionsjacke, nur an der Flüssigkeitszufuhr arbeiten wir noch ;)

FOTO „Funktionsjacke“

Am Tag nach diesem Ausflug stand für Opa gleich der nächste Ausflug an, ein Bekannter hatte auf seine Sommerdatsche im Brandenburgischen geladen. Grobe Wegbeschreibung am Bahnhof aussteigen, durch den Wald, lang durch den Wald, beim dritten Fuchsbau links, am Eichhörnchen rechts und hinter den drei hohlen Bäumen ist eine Siedlung. Puh, gut, dass wir abgeholt wurden :D

In dieser Siedlung wird die alte Tradition des Datschenbaus gepflegt und man ist entsprechend erfahren in Sachen Improvisation. Als die Kohlensäure an der Zapfanlage alle war, wurde ein Kompressor angeschlossen, der Luft ins Fass pustete. Nette Leute, kühle Drinks, heiße Grills, es war alles angerichtet für einen tollen Abend. Sogar, als der Opa angekündigte Bruder des Gastgebers und seines Zeichens glühender Anhänger der Mannschaft aus Köpenick auf der Bildfläche erschien, war nach kurzem Gefrotzel schnell klar, dass man miteinander auskommen würde, gehörte er doch auch noch der „alten“ Generation an und ließ sein „Provokations-T-Shirt“ von Opa verschönern ;)

FOTO T-Shirt

Beim knisternden Lagerfeuer erzählten wir von alten Zeiten und nachdem die ersten Flaschen Havanna geleert waren, beschloss Opa, dass es für heute genug war, ließ sich zum Bahnhof eskortieren und kehrte glücklich heim. Zum Ausklang des Wochenendes besuchte Opa noch das Testspiel des TSV Rudow gegen Rehberge.

Panoramafoto Rudow

Im dortigen Casino war Opa auch schon das eine oder andere mal versackt und die Damen hinterm Tresen schaffen es mühelos, eine nette wie gleichsam anregende Atmosphäre zu schaffen, dass man Bier auf einem richtigen Glas serviert bekommt, hat man sonst ja nicht so häufig beim Fußball, wenn man nicht gerade in den VIP Bereichen der ersten Ligen unterwegs ist. Obendrein gilt dort das Motto:

FOTO Motto

In der Folgewoche startete die Ausgabe der „Geschenke“, die Hertha seinen Fans machte. Um ein leeres Stadion zu vermeiden, zog man in den Jahnsportpark. Hurra, Erich Mielke hätte es sicher gefallen, die Fans mussten jedenfalls auf gutes Wetter hoffen, denn große Teile der Kurve sind dort ja nicht überdacht. Wenigstens setzte Hertha den Stimmungskern der Ostkurve größtenteils unter den ersten überdachten Bereich der Gegengeraden, was sich beim Spiel als hilfreich in Sachen Lautstärke herausstellte. Und da Opa manchmal ein großes Herz hat, holte er natürlich für diejenigen, die Hertha beim Geschenkeverteilen vergessen hatte, nämlich die Exilherthaner die Karten mit. Ist dann ja auch ein beeindruckendes Panorama :)

FOTO Karten

Sommerpause ist ja auch eine Gelegenheit, Freundschaften und Feindschaften zu pflegen. Opa verfolgt mit Neugier das Projekt des HFC Falke, gegründet von Fans des Hamburger Sportvereins, die sich aus Protest gegen die Auslagerung der kommerziellen Abteilung neu gegründet haben und in den Niederungen der Kreisklasse neu anfangen mussten. Und dabei beweisen, dass unterklassiger Fußball nicht unbedingt unterklassiger Support bedeuten muss. Zum Auswärtstestspiel (!) in Berlin reiste man mit 2 Bussen an. Beim Testspiel der zweiten Mannschaft bei Schwarz-Weiß-Rudow hingen schon reichlich Banner...

FOTO Banner

...und Opa hatte im Anschluss die Ehre, in einem der Busse der Falkner zum Testspiel der ersten Mannschaft bei Blau-Weiß 90 mitgenommen zu werden, wo das Spiel „zünftig“ eröffnet wurde...

FOTO Pyroshow

...während sich die Fans völlig überteuertes Bier in den Hals schütteten. 3 € für 0,4 l bei einem Testspiel eines Kreisligisten gegen einen Verbandsligisten? Habt ihr ein Rad ab? Blau Weiß ist ja eh eine komische Körperschaft, die nach der Pleite und Vereinsauflösung 1992 verständlicherweise nicht die Rechtsnachfolgeschaft übernehmen wollte, man sich nun aber zwischenzeitlich den alten Namen gekrallt hat und um formalen Vorgaben zu entsprechen um das Gründungsjahr ergänzen muss. Offiziell heißt der Verein „Sportliche Vereinigung Blau-weiß 1890 e.V. (Gegründet 1992)“.

Opa hat ein Herz für Fußballtradition, aber er wird Euch, die ihr Euch auf die lange Tradition beruft, die angeblich 2 Jahre älter ist als Herha, immer daran erinnern, dass ihr 1992 neu gegründet seid und exakt zu diesem Zeitpunkt Eure „Tradition“ beginnt. So.

 

Genug geärgert und gelästert, wir verabschiedeten die Freunde aus Hamburg und werden uns sicher wiedersehen, wenn Hertha mal wieder in Hamburg spielt. Opa freut sich schon. Nicht erfreulich war, dass in der Woche vor dem Testspiel in Alkmaar die Beisetzung eines altgedienten Herthaners stattfand. Lutz Bartels, auch Bulette genannt, war nach schwerer Krankheit viel zu früh in den blauweißen Himmel aufgestiegen. Ein Mann mit Ecken und Kanten, ein vorbildlicher wie streibarer Herthaner, loyal und wertüberzeugt bis in die Knochen - in den 80er Jahren kämpfte er entschlossen gegen rechte Tendenzen im Stadion. Selbst, wenn sich niemand zur Mitfahrt im Bus angemeldet hatte, den er organisierte, Lutz Bartels’ Bus rollte zum Herthaspiel. Entsprechend groß war die Anteilnahme, das halbe Präsidium war erschienen, viele alte und aktuelle Weggefährten nahmen Abschied. Lutz, halt uns einen Platz im Herthahimmel frei! 

FOTO Kränze

 

Die Auslosung der UEFA ergab, dass Hertha gegen Kopenhagen ran muss. Dafür hätte Opa zwar keinen Reisepass benötigt, aber immerhin schonte das nahe Ziel das Reisebudget, so dass Opa kurzentschlossen doch zum Testspiel nach Alkmaar fuhr. Doch wie? Flüge waren nicht mehr zu bekommen oder unsäglich teuer, Züge fuhren doof, blieb ja fast nur, mit dem Auto zu fahren. Mietwagen? Eine Befragung in der Runde der Mitfahrer ergab, dass die sich das Geld lieber sparen wollten. Also musste Opas 24 Jahre alter, frisch betüvter lilaner Nissan Micra ran, die Reisegesellschaft mitsamt Gepäck und Campingausrüstung mitzunehmen, denn wir hatten beschlossen, eine Nacht in Alkmaar zu verbringen.

 

Testspiel Alkmaar - No Alk in Alkmaar

Am Vorabend fand noch eine Hochzeit statt, die schon seit Monaten terminiert war und auf die sich Opa sehr freute. Nach Rücksprache mit dem Brautpaar hatten die aber Verständnis, dass Opa relativ zeitig abhauen würde, denn um rechtzeitig zum Anpfiff anzukommen, mussten wir zeitig los. Um 5 Uhr klingelte der Wecker, fast pünktlich um 6 Uhr rollten wir in Berlin los. Opas kleiner Muckel fuhr uns brav und zuverlässig nach Alkmaar, wo wir nach Ankunft sogar noch Zeit hatten, unsere Zelte aufzuschlagen. 

FOTO Camp Hertha

 

An der Rezeption erkundigten wir uns nach der Busverbindung zum Stadion. Angeblich sollte der Bus alle 10 Minuten fahren, das Auskunftssystem an der Bushaltestelle sagte jedoch einen 30 Minuten Takt an. Gnarz - interkulturelle Kompetenz zeigte mal wieder ihre hässliche Visage. Pünktlichkeit und verlässliche Fahrpläne gibt es außerhalb Deutschlands eben nicht oder nur in Ländern, in denen verspätete Busfahrer erschossen werden. Wat nu? Also laufen? Das würden wir nicht schaffen? Taxi? Woher sollte man das am Rand einer Kleinstadt nehmen? Also liefen wir erstmal Richtung Hauptbahnhof in der Hoffnung, von dort weiterzukommen. Also liefen wir entlang der Fahrradschnellstraße (gibt’s in Holland tatsächlich, beleuchtet, sauber, schlaglochfrei, ein Paradies für Radfahrer, alle ohne Helm übrigens) ins vermeintliche Zentrum Alkmaars. Dort angekommen, versuchten wir uns durchzufragen. Die Busfahrer sprachen weder deutsch noch englisch und machten auch sonst keine Anstalten, uns bei der Fragestellung behilflich zu sein, wie wir nun ins Stadion kämen. Der Busfahrer der Linie 2 sagte, wir sollten mit der 6 fahren, der Busfahrer der 6 schickte uns zur 4, der 4er zur 2. Opas Hals schwoll langsam an.

 

Da sprach ein Einheimischer unsere Gruppe an und fragte, ob wir zum Stadion wollten. Wir bejahten und er fragte, ob man sich ein Taxi teilen wollte. Fantastisch. So geht Völkerverständigung. Da kein Taxi weit und breit zu sehen war, organisierete unser Local per Telefon eins und während wir warteten, plauderten wir über Auswärtsfahrererfahrungen. In Holland fährt man nur selten auswärts,, weil es für Gäste keine Karten zu kaufen gibt. Wer auswärts fahren will, muss bei seinem Verein eine organisierte Busreise buchen. Im Bus gibt’s kein Alkohol, im Stadion sowieso nicht. Von daher fahren viele, die man bei uns als “Szene” bezeichnen würde, wenn überhaupt nur international. Bevor jetzt jemand auf die Idee kommt zu sagen, man solle sich angescihts der relativ liberalen deutschen Umstände nicht beschweren, doch, Opa wird sich weiter beschweren, wenn Fußballfans gegängelt oder unter Generalverdacht gestellt werden. Und den moralinsauren Betschwestern zeigt Opa seinen erblößten Allerwertesten. So.

 

Am Stadion kamen wir nach einer 17 € teuren Fahrt quasi pünktlich zum Anpfiff an, allerdings musste wir noch ums halbe Stadion laufen, nachdem wir uns bei unserem Lotsen bedankt hatten. Der Gästebereich war ganz einfach am Knastparkplatz davor zu erkennen. Das Stadion in Alkmaar ist ein moderner Zweckbetonbau mit Parkfläche drumherum. Nachdem einige Herthaner, die vom Parkplatz runter wollten, was von einer resoluten holländischen Bullissistin verweigert wurde, mit ihrer Diskussion mit der Staatsmacht fertig waren, durften auch wir in den Käfig. Penible Sicherheitskontrollen, dann waren wir zur 10. Minute drin und hatten Herthas gefühlt einzige Chance an diesem Tag bereits verpasst. Nunja.

 

Beeindruckend viele Herthaner waren mitgereist und zeigten auf den Rängen durchaus Performance. Da es auf dem Rasen nicht allzuviel anzufeuern gab, verlegte sich der Support relativ schnell auf eine hübsche Blondine im Nachbarblock, deren apfelförmiger Po durch die halbtransparente Hose mehr als zu erahnen war und die sich ihrer Reize durchaus genauso bewusst war wie der Tatsache, dass die Schlachtrufe “Nu’ hol doch mal die Titten raus” ihr galten, denn sie winkte freundlich lächelnd und genoss die Aufmerksamkeit. Passend dazu wurde der aktuelle Spielstand als “Tussenstand” auf der Anzeigetafel eingeblendet.

 

Im Wechsel wurde zur Melodie von “This Girl” von Cookin’ on 3 Burners “Düp düp düdüdüdüüp - schwule Holländer” gesungen. Am Christopher Street Day nicht ganz ohne sicher satirisch gemeintem Augenzwinkern. Unsere Fanszene zeigte sich also von der besten Sorte. Übers Spiel gab’s nichts zu berichten, wir gingen gegen Alkmaar regelrecht unter und nicht wenige Herthaner beklatschten höhnisch das letzte Tor der Holländer. Opa hatte Zeit, sich die Fahnen anzusehen, die von den mitgereisten Herthanern angebracht wurden. Und natürlich fehlte auch Opas neue Fahne und der Hertha International Schal nicht.

FOTOS Zaunfahnen

 

Berichtenswert war noch, dass es im Gästeblock kein Bier gab. Auch kein alkoholfreies, einfach nur Softdrinks und relativ eklige Verköstigung auf Aramark “Niveau”. Wenigstens die ob der Küstennähe zahlreich im Stadion anwesenden Möwen hatten ihren Spaß und gammelten mal im Strafraum herum, klauten Tribünengästen ihre Brötchen oder schissen einfach auf sie. Möwe müsste man sein ;)

FOTO Möwen

 

Nach dem Spiel wurden wir von einer liebreizenden Herthanerin mit Auto zum Campingplatz zurückgefahren. Nun hieß es, sich für den Abend zu verpflegen. Beim Essen entschieden wir uns für den amerikanischen Burgerbrater, Holland ist kulinarisch etwa so wertvoll wie England, doch wir brauchten noch gekühlte Getränke und vor allem, gekühlten Suff. Also rein in die Stadt, dort einen LIDL und ALDI entdeckt, wo es zwar handwarmes Bier und Wein, aber keinen Schnaps gab. Die Verkäufer lächelten irritiert, als wir danach fragten und teilten uns mit, dass es so etwas nicht zu kaufen gäbe. Hm, naja, versuchen wir es an der Tankstelle. Da war die Verkäuferin noch irritierter, denn in Holland gibtś auf Tankstellen nicht mal Bier zu kaufen. So langsam wurden wir nervös.

 

Also sprachen wir im Sinne der Völkerverständigung einen ortsansässigen an, der gerade seinen Bus betankte und der Verständnis für unsere Lage zeigte. Er sagte, dass man Spirituosen nur in speziellen Geschäften kaufen könne und die meisten schon zu hätten, es gäbe aber noch einen, der offen wäre. Erleichterung machte sich breit. Er erklärte uns den Weg, links, rechts, nochmal rechts, dann links, ach, das sei zu kompliziert, er müsse da zwar nicht lang, aber er würde vorfahren, damit wir dorthin fänden. Boah, sind die Holländer nett (zumindest so lange sie keine Fußballschuhe anhaben), so kamen wir doch noch zu Alk in Alkmaar. Eine Flasche Whiskey, sogar eiskaltes Bier und Eiswürfel. Paradiesisch.

 

Unter ungläubigem Staunen unserer Zeltnachbarn verschlangen wir unsere Burger, das muss in etwa so ausgesehen haben wie die Fressszenen in Bud Spencer und Terence Hill Filmen, zumindest schmatzten und rülpsten wir mindestens genauso ausgiebig. 

FOTO Fresstüte

 

Nach dem Fressen (anders kann man den Fraß nicht nennen) zog es Opas Reisegruppe noch an den mit “Beach” ausgeschilderten Strand des Campingplatzes, der hinter einer Sichtschutzwand an einem etwa 4 m breiten Kanal lag, auf dessen anderer Uferseite Schafe weideten und im Sonnenuntergang vor sich hinblökten. 

FOTO Sonnenuntergang mit Schafen

 

Wir genossen den Sonnenuntergang, eiskaltes Bier und verstoffwechselten unser Junk Food. Aus Langeweile kratzten wir noch den Ohrwurm des Tages in den Sand:

FOTO Sandbotschaft

 

Während die Sonne unterging, machten wir noch einen Platzrundgang. Das schöne am Camping ist ja, dass man schnell ins Gespräch kommt. Wir trafen u.a. ein Berliner Pärchen, was im Wohnmobil unterwegs war und die wir fragte, ob sie auch beim Spiel waren, die uns entgeistert “welches Spiel?” fragten. Die waren einfach so in Alkmaar, für Auswärtsfahrer kaum vorstellbar :D

 

Auf Anglerhockern sitzend schütteten wir im Halbdunkeln Schlummerdrinks in unsere Körper und überlegte, welche schönen Auswärtsfahrten man diese Saison wohl würde machen können und in welche Gefilde es uns verschlagen würde. Als Opa Bettschwere hatte, krabbelte er auf seine Luftmatratze ins nagelneue und für die Fahrt gekaufte Zelt. Während der Nacht, die eher unkommod war, hatte Opa im Halbschlaf mitbekommen, dass es seinem Zeltnachbarn nicht ganz so gut ging, doch das gesamte Ausmaß zeigte sich erst am nächsten morgen. Der hatte das ganze Zelt vollgekotzt, argh. Angewidert rettete Opa erstmal seinen Schlafsack und ging erstmal zur Morgentoilette, während er da immer noch lag. Als Opa vom Waschhaus zurückkehrte, war die Schnapsleiche auch erwacht und sah so aus wie seine Klamotten, die er von oben bis unten vollgekotzt hatte. Ach Du je, eine Mischung aus Ekel und Mitleid machte sich breit. Mit etwas gutem Zureden verkaufte Opa ihm das Zelt, bevor er es zum Müll brachte. Die Klamotten wurde grob ausgewaschen und luftdicht in einer Tüte verknotet, denn wir mussten ja noch 750 km zurückfahren.

 

Das Frühstück beim Burgerbrater bot freies W-LAN und wir planten die Rückfahrt, denn wir wollten noch ein paar Grounds machen, wenn wir schon mal in der Einöde unterwegs sind. Und wenigstens kurz Sightseeing in Amsterdam machen. An der Prinsengracht in der Altstadt hielten wir kurz für ein Erinnerungsfoto an.

FOTO Prinsengracht

 

Weiter ging´s Richtung Deutschland, unser Plan war es, folgende Spiele mitzunehmen:

 

Rot-Weiß Sutthausen gegen TUS Haste 01 im Westfälischen

SV Borussia Hannover - VfL Nordstemmen in Hannover und

FC Heeseberg - FT Braunschweig II in Heeseberg

 

Und wir schafften es, hier die Beweisbilder:

FOTOS Hopping

So teilte sich die Rückfahrt in 3 Segmente, die von mindestens einer Halbzeit unterbrochen waren, was das Reisen durchaus angenehm machte, wobei Opa nach dem letzten Spiel dann schon Drang nach seinem Zuhause, seiner Dusche und seinem Klo hatte. Die Spiele der Kreis-, Bezirks- und Verbandsligisten waren sportlich nicht sehr viel schlechter als das, was Hertha in Alkmaar gezeigt hatte.

 

Opas Ärger mit Hertha - “We fail” als Lebensmotto

Was Opa schon in Alkmaar klären wollte, nämlich wie er als Auswärtsabonnent an Karten fürs Bröndbyspiel kommt, ließ sich vor Ort nicht realisieren, weil die zuständigen Mitarbeiter der Fanbetreuung von Opa nicht auffindbar waren. Also rief Opa Montag früh in der Fanbetreuung an, wie denn das Versprechen gemeint gewesen sei, was Hertha seinen Abonnenten am 16.Juni per Mail abgegeben hatte, die Karten zu reservieren:

 

Wir haben uns dazu entschieden, dass die Eurolegaue Spiele kein fester Bestandteil des Auswärtsabos der kommenden Saison

Sein werden, ihr aber eine automatische Reservierung  für mögliche Auswärtsspiele der Eurolegaue erhaltet. “

(Originalzitat von Hertha am 16.6.2016)

 

Was Opa am Telefon erfuhr, schlug ihm schlagartig die Zornesröte ins Gesicht. Da erhielt er doch tatsächlich die Auskunft, dass Hertha sich nicht um Karten kümmern würde. Wohlgemerkt nur wenige Stunden vor Vorverkaufsbeginn des ersten Pflichtspiels der Saison und des ersten Europaleagueauswärtsspiels seit 8 Jahren. Lapidar hieß es: Kümmert Euch selbst, wir können nichts tun, angeblich gäbe Bröndby keine Karten raus (was sich später obendrein als unrichtige Behauptung herausstellte, denn es gab Fanclubs, die mit Karten ausgestattet wurden - das nur am Rande). Opas “eindringlicher Hinweis”, dass die Fanbetreuung die Abonnenten wenigstens darüber informieren müsse, wurde mit “ich sag bescheid” abgetan. Opa war auf 180, quatsch, auf 240 und verschaffte seinem Ärger öffentlich Luft. 53 Minuten vor Vorverkaufsstart kam dann noch wenigstens eine Mail an die Abonnenten:

 

“Hallo Liebe Auswärtsabo Kunden,

 

ihr habt von uns die Information erhalten, dass ihr bei Interesse für die Europa League Spiele eine Reservierung für eure Karten erhalten werdet.

Bröndby bietet jedoch allgemein keine normalen Tickets an, sondern ausschließlich Print at Home Tickets, welche nur online erworben werden können. Bitte kümmert euch aus diesem Grund selbstständig um die Tickets.

Wir haben auf Grund der Kürze der Zeit  nicht die Möglichkeit für euch diese Tickets zu reservieren. “

(Originalzitat von Hertha am 25.7.2016)

 

Toller Roller, als dann noch der Server von Bröndby in die Knie ging und es technisch unmöglich war, sich eine Karte zu besorgen, stieg Opas Blutdruck in noch ungesündere Dimensionen. Was Opa an dem Tag öffentlich von sich gab, war sicher wenig fein, aber genau das sind die Momente, wo Opa an seinem Herzensverein verzagt, den er dann schon mal als “Kackkörperschaft” bezeichnet und auch nicht fein mit den Mitarbeitern umgeht, die den Mist verzapft haben.

 

Der Versuch eines klärenden Telefonats an dem Abend endete damit, dass Hertha wenigstens Verständnis für die Aufgebrachtheit hatte und sich zumindest zu dem Zugeständnis hinreißen ließ, die Mail mit der Zusage einer Reservierung sei “mißverständlich formuliert” gewesen. Naja, davon kam Opa auch nicht an eine Karte. Und es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die Risse gekittet sind, die da zwischenmenschlich entstanden sind. Durch den Mist, den Hertha gebaut hat, durch das Angelogenwerden und sicher auch durch Opas öffentlicher Polterei, die er sich aber nicht verbieten lässt. Opas Erwartungshaltung ist schon gering, aber Hertha schafft es immer wieder, Limbo drunter durch zu machen. Immerhin auch eine Konstante.   

 

Am Abend spülte Opa erstmal seinen Frust bei einer Bierverkostung im Hopfen und Malz, einem Spezialgeschäft für Bierkenner mit 511 Sorten Bier herunter, darunter auch Exoten wie dieses Bier: 

FOTO 1312 Bier     


Am nächsten Morgen gab´s dann eine weitere Entschuldigungsmail, in der man sich “aufrichtig” und sich für die “Unannehmlichkeiten” entschuldigte. Bisserl spät, aber immerhin schien die Erkenntnis gereift zu sein, dass man da Mist gebaut hatte. Irgendwie kam dann nach einigen Anlaufschwierigkeiten jeder an seine Karte, die Vorstellung von Organisation gehen dann aber doch noch weit auseinander. Hätte Opa damals schon gewusst, dass eine Karte für Bröndby gar nicht notwendig gewesen wäre, hätte er den Blutdruck in gesunden Regionen belassen, doch dazu im Reisetagebuch zum Spiel mehr. 

 

 

Hertha BSC vs. Bröndby IF - Hinspiel im Jahnsportpark

Die Fanszene hatte zum Treff im Fanprojekt geladen. Ab 16 Uhr sollte es Getränke und Gegrilltes geben, als Opa kurz nach 17 Uhr ankam, war vom Grill nichts mehr zu bekommen und getränketechnisch war man wohl auch in den letzten Zügen. Naja, gibt ja Spätkaufs und bei Konnopke kriegt man ne handwerklich durchaus ordentliche Currywurst. Als Opa zum Fanprojakt zurückkehrte, gab´s neben “szenetypischem Gerenne” (es waren wohl mit Bröndby befreundete Rostocker in der Stadt) einen dezenten Aufmarsch der Behelmten, die irgendwie das Fanprojekt Richung Schönhauser abriegelten. Man hatte den Anmarsch der Dänen zum Gästeeingang irgendwie nicht organisiert bekommen und statt der Anreise mit der U-Bahn marschierte deren Mob die Schönhauser hoch.

 

Hallo liebe Helmträger, die U2 ist eine U-Bahn des sog. Schmalprofils mit übersichtlicher Kapazität, wer auch immer bei Euch auf die Idee gekommen sein mag, die ungefähr 2000 Dänen im Berufsverkehr (!) mit der U2 bis Schönhauser fahren zu lassen, dem sollte sofort ein signalroter Helm auf dem Kopf festwachsen, damit wir alle erkennen, wie bescheuert er ist. Meine Fresse, dazu sich gegenseitig behindernde mobile Einheiten, die in einer engen Einbahnstraße mit Sonderrechten sich entgegenfahren, was zum vollständigen Stillstand führt. Wannen der Berliner Bullissei in die eine Richtung, VW Busse der Bahnbullissei in die andere, mit lautem Lalülala und Blaulicht steht ihr in der Topsstraße voreinander und wartet darauf, dass der jeweils andere rückwärts fährt. Ihr wollt uns vor Terror beshützen? Ihr seid ja zu blöd, um einmal um den Block zu fahren und damit eine große “Zierde” Eures Berufsstandes. Und liefert damit einen triftigen Grund, sich über Euch lustig zu machen. Wenn ihr Euch beklagt, dass immer weniger Menschen Respekt vor Euch haben, fragt Euch doch mal, was ihr dazu beitragt, dass man Respekt vor Euch haben kann, wenn man so etwas beobachten darf.

 

Obendrein gab´s dann jede Menge Gedränge und Geschubse am Einlass, ein einzelnes kleines, ca. 2 m breites Tor für rund 15.000 Herthaner, durchs Gedränge wurden noch VIP Parker geschleust. Ein durchdrehender oder von der Kupplung rutschender Autofahrer hätte eine Massenpanik Duisburg’schem Ausmaßes ausgelöst. Wie Hohn klang die Zusicherung von Herthas zuständigem MItglied der Geschäftsleitung, Thomas Herrich (der mit den Fristen), es werde alles getan, die Sicherheit der Zuschauer zu gewährleisten.

 

Und überhaupt: Wer immer noch glaubt, man könne jeden Zuschauer kontrollieren, möge sich das Feuerwerks-Spektakel ansehen, welches in beiden Fankurven zu bewundern war. Opa stand bei seinem Stadionrundgang zufällig an den richtigen Stellen.

 

Erst zündete Hertha… 

FOTO Hertha zündet “daheim”

 

...dann zündete Bröndby mit Leuchtspur und Raketen, was zu einer kurzfristigen Spielunterbrechung führte.

FOTO Bröndby zündet

 

Hertha spielte nicht gut, aber durchaus effektiv und gewann nicht ganz unverdient 1:0. Feiern im Stadion war nicht, denn es gab nur alkoholfreies Bier. Da bleibt Opa lieber trocken oder trinkt eine Cola. Opa kam wenigstens noch zu einem Becher Vollbier, er hat schließlich Beziehungen :D

 

Nach dem Spiel musste man entweder mit Abpfiff Richtung öffentlicher Verkehrsmittel losrennen oder aber man nutzt das Angebot der zahlreichen Spätkaufs und Kneipen. In der Eberswalder Straße gibt´s sogar eine Fußballkneipe, unionnah, aber andere Fans sind willkommen, sogar welche von den Biffzen. Direkt nebenan ein Späti, dazu entspannte Sommerabendtemperaturen, wir standen noch lange bis in die Nacht und tranken das eine oder andere Siegerbier mit charmantem Besuch von Exilherthanern aus dem Ruhrgebiet.

 

Testspiel Salzgitter - hier hat einer einen Vogel   

Hertha gegen Braunschweig? Das war früher ein echtes Hassduell, die älteren werden sich an legendäre Schlachten erinnern, inclusive Platzsturm und vielen verlorenen Zähnen. Heute hat sich das Verhältnis entspannt, was wohl auch daran lag, dass beide Vereine zum einen Ehrenrunden in den unteren Ligen drehten, zum anderen weil die Braunschweiger genug Rivalen direkt vor der Haustür haben.

 

Am Vorabend war Opa mit Fußballfreunden das eine oder andere Bier trinken. Geplant war, am Samstag eine Regiotour zu machen, da aber der Vorabend etwas eskalierte und obendrein noch ein Mitfahrer absagte, beschloss Opa kurzerhand, mit dem Auto zu fahren. Nochmal sudeln? Das hätte Opa nicht durchgehalten und Salzgitter ist ja überschaubar weit. Also rein in Opas lila Youngtimer und ab nach Salzgitter.  

 

Dort angekommen, suchten wir einen Schattenparkplatz und stellten uns an. Eine Kasse für rund zweitausend Zuschauer war dezent überfordert, entsprechend lang war die Schlange.

FOTO Schlange

 

Als wir nach einer gefühlten halben Stunde endlich drin waren, bewunderten wir erstmal die Vogliere des Platzwarts. Der schien offensichtlich nicht nur einen Vogel zu haben. 

FOTO Der Platzwart hat einen Vogel

 

Ansonsten verströmt das Stadion Salzgitter eher spröden, morbiden Charme. Eine durchaus beachtliche Oldschool-Tribüne…

FOTO Tribüne

 

...und ein putziges Ansagerhäuschen…

FOTO Ansagerhäuschen

 

...können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier sonst unterklassiger Fußball geboten wird. Für ein Sommerfest dieser Art mussten die Fans stolze 10 € Eintritt bezahlen. Es gab mal Zeiten, wo Hertha seine Fans zu solchen Veranstaltungen einlud, zumal gefühlt keine 20 Berliner den Weg nach Salzgitter gefunden hatten, aber wir haben so viele andere Baustellen, dass Opa da gar keine Erwartungen mehr hat.

 

Der Stadiondöner war genießbar, die Getränke kalt, es gab ausreichend Stände, die freundlich und schnell bedienten. Nach einem glanzlosen Spiel von Herthas B-Elf ging es wieder heim. Da auf der A2 Stau war, tingelten wir bis Eilsleben über die Dörfer und ließen uns von der Landschaft des Harzrandgebiets verzaubern. Wenn man mal Ausgleich von der Hektik der Großstand braucht, wird man dort Ruhe finden. Sehr viel.

 

Opas Reisetagebuch - Reloaded   

Schon den ganzen Sommer über hatte Opa sich mit dem Gedanken getragen, ein paar Veränderungen vorzunehmen, dazu gehört auch, dass Opas Tagebücher zukünftig auf einer eigenen Website zu lesen sind. Das Schreiben der Tagebücher nimmt mittlerweile einen Aufwand in Anspruch, dass es naheliegend wäre, den Content kostenpflichtig zur Verfügung zu stellen. Die gute Nachricht ist daher: Opa möchte, dass ihr auch weiterhin seine Abenteuer frei lesen könnt.

 

Opa muss den Aufwand, der mit der Erstellung der Tagebücher verbunden ist, aber refinanzieren. Daher gibt´s zum Bundesliga-Saisonstart auf der Seite www.opas-reisetagebuch.de auch einen Shop, in dem es ein paar interessante Fanartikel zu fanfreundlichen Preisen zu kaufen geben wird - Aufkleber, Schals, T-Shirts. Wenn Euch also Opas Reisetagebuch gefällt, freut sich Opa, wenn ihr da ab und an im “Opashop” einkauft und er erlaubt sich, den einen oder anderen entsprechenden Hinweis in seinen Tagebüchern zu erwähnen.  

 

Um das ganze auf legale Füße zu stellen, wurde das natürlich ordnungsgemäß bei Gewerbe- und Finanzamt angemeldet. ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Weltruhm, der zu den Meilensteinen “Opas Reisetagebuch - Das Buch”, “Opas Reisetagebuch - Der Film”, “Opas Reisetagebuch - Die Serie” und “Opas Reisetagebuch - Das Musical” direkt zu “Opas Reisetagebuch - Die Weltherrschaft” führen wird. Oder zu “Opas Reisetagebuch - Der Untergang”  :D