Berliner Schnauze vs. Große Töne spucken

Nach dem Disput am Flughafen in Lwiv/Lemberg zwischen Mitch Weiser und einigen Hertha Fans, war ich gespannt, wie die Fans und die Mannschaft sich beim Aufeinandertreffen in Freiburg verhielten.

Zur Erläuterung: Meine Hertha hat sich gegen Luhansk nicht gerade mit Ruhm bekleckert und hat völlig unnötig in der Euroleague verloren. Diese Niederlage kam selbst für den Fußballgott derart überraschend, das dieser viel zu spät, einen dichten Nebel schickte, um die Spuren der peinlichen Niederlage zu verwischen. Dieser göttliche Vertuschungsversuch führte dazu, dass stundenlang kein Flugzeug vom Boden abhob. Es kam wie es kommen musste. Müde, enttäuschte und von den Umständen genervte Fans, stießen auf frustrierte und ebenso enttäuschte Spieler. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie etliche Hertha Fans in der ihr eigenen rhetorisch geschickten und feinfühligen Art, die Spieler sachlich auf die Ursachen ihrer Frustration hinwiesen.

 

Ein sichtlich um Deeskalation bemühter Mitch, war sich dessen bewusst und machte sich besorgt daran, den Hertha Fans für die Zukunft Möglichkeiten aufzuzeigen, Momente der Frustration zu vermeiden. Eine von Mitch vorgeschlagene Vermeidungsstrategie war es u.a., „doch von vornherein zu Hause zu bleiben“ und machte sich -ganz Gentleman- nebenbei auch für die eigene Mannschaft stark. Er gab indirekt den mitgereisten Hertha Fans eine Mitschuld an der Niederlage. Der Support war es, der Herrn Weiser nicht ausreichend beflügelt hat.

 

Hier stießen also Welten aufeinander. Nun bin ich nicht besonders nachtragend und ich selbst kenne solche Dispute auch unter Freunden. Man sollte das daher nicht zu hoch hängen. Ich finde es gut, dass wir bei Hertha keine Vasallentreue bis zur Selbstverleugnung pflegen. Das rummaulen ist uns schon als Kind in die blauweiße Wiege gelegt worden. Hertha bietet zudem wunderbare Möglichkeiten, sich wieder zusammen zu raufen. Die Spieler haben es da besonders leicht, sie können mit schönem Fußball alles wieder vergessen machen aber auch die Fans können ihren Teil durch einen guten Support zur Versöhnung leisten.

 

So hatte es der letzte Spieltag mal wieder in sich. Etliche Hertha Fans machten sich trotz der wenig glanzvollen Leistungen meiner Hertha in der letzten Zeit auf den 800 Kilometer weiten Weg in den Breisgau. Einige kamen sogar direkt aus Lemberg!! Diese Fans haben meinen vollen Respekt. Hertha zu unterstützen ist das Eine aber nach den drögen Kicks gegen Gelsenkirchen und Luhansk ist das keine Selbstverständlichkeit.

 

Hertha ging dann auch sehr schonungsvoll mit den Auswärtsfahrern um und spielte...so wie immer. Nicht auszudenken, meine Hertha hätte die Hertha Kurve mit schönen Offensiv-Fußball in Ekstase versetzt. Einige der Auswärtsfahrer hätten das wahrscheinlich nicht überlebt. Zu ungewohnt wäre eine dominant und erfolgreich aufspielende Hertha. Diesem schonungsvollen Umgang mit den Fans ist es immerhin zu verdanken, dass dem Vernehmen nach kein Herthaner einen Infarkt erlitt.

 

Apropos respektvoller Umgang, ich weiß nur zu gut, das gerade eine Auswärtskurve ihre eigene Dynamik entwickeln kann aber (sollten die Vorwürfe zutreffen) das Bespucken des Gegenspielers ist absolut zu verurteilen. Das ist unterste Schublade und einfach nur widerlich. Erschwerend kommt dazu, dass Freiburg nun wirklich nicht das Pflaster ist, auf dem man sich emotional derart versteigen kann eine so hasserfüllte Geste zu bringen. Ich selbst mag den SC Freiburg eines Christian Streich. Zur Erinnerung: Als in Berlin mal wieder die Praktikanten bei einer der Berliner Boulevardzeitungen das Zepter geschwungen haben und Hertha boshaft, fern jeglicher Wahrheit und auflagengeil eine „Lolita-Affäre“ an den Hals geschrieben haben, war es Christian Streich der uns zur Seite stand und meine Hertha in Schutz nahm. Leute, ich hoffe, das diejenigen die da gespuckt haben, beim nächsten Mal mehr Gegenwind bekommen. 

 

Heute kommt der FC Köln zum Pokalspiel nach Berlin. Ich wünsche mir, das Mitch und seine Kollegen so aufspielen, dass der FC Anhang sich die Weise(r) Frage stellt, „warum nur, bin ich heute mitgefahren.“

 

Ha Ho He Euer Knut