Das Glück des Tüchtigen

Zugegeben, nur wenn man die ersten Minuten und die letzten Sekunden des Spiels gegen die Bremer ausklammert, könnte man sich ärgern, das nicht mehr drin war. Doch so sprechen die Medien und Werderaner mit abfälligem Unterton davon, dass wir „Glück“ hatten.

 

Na und? Es vergeht kein Geburtstag, kein neues Jahr und auch kein Jubiläum an dem sich nicht kreuz und quer „Glück“ gewünscht wird. „Glück“ so scheint es, ist der Zustand, der dem Ideal unseres Daseins am nächsten kommt. „Glück“ ist allumfassend.  

 

„Glück“, gilt als die Erfüllung, aller menschlicher Wünsche. „Glück“ ist erstrebenswert. Genau genommen, hat meine Hertha letzten Sonnabend das höchste aller friedvollen und ekstatischen Gefühle erklommen. Ganz ohne Drogen und esoterischer Heilsbringer. Ja, wir waren glücklich.

„Glück“ gilt in vielen Kulturkreisen als der Zustand, der der Göttlichkeit am nächsten kommt. Ja, so gesehen war Hertha für mehr als 90 Minuten gottgleich. Mich wundert dies ohnehin nicht. Ertappe ich mich doch jedes Mal wieder aufs Neue wie ich meine alte Dame als höheres Wesen sehe.

 

Doch spätestens seit Immanuel Kant wissen wir, dass eine Kraft auch immer eine andere Kraft bedingt. Dort wo es Göttlichkeit ist, gibt es auch immer das Böse....oder besser den hanseatischen Neidhammel.

 

So war ich nicht verwundert, dass sich schon kurz nach dem Spiel die Stimmen derer mehrten, die meiner Hertha das Glücksgefühl und die Nähe zum Schöpfer missgönnten. Das „Glück“ wurde diffamiert. „Ihr habt ja nur Glück gehabt“, tönt es aus der Ecke der perfiden Verfechter des Unglücks und bedeutet im Ductus dieser Kleingeister so viel wie „Glück ist unehrlich.“

 

Mal ehrlich, wenn man den Pfosten trifft, ist der Ball nun einmal nicht im Tor. Es ist egal, ob man 100 m über das Ziel hinausschießt oder das Holz berührt. Es ist kein Treffer, Auch wenn man seinen Gegenspieler krankenhausreif schlägt und somit den Ball frei für ein Tor macht, dann ist das nun einmal auch kein Treffer. Im Gegenteil. Der Bremer Delaney war kurz nachdem er Lusti seinen Ellenbogen mit brachialer Gewalt in das Gesicht schlug, auch ein wenig in der Nähe der Glückseligkeit geraten. Denn er hatte Glück. Er bekam nur Gelb. Rot wäre hier keinesfalls verkehrt gewesen und wenn in der letzten Sekunde ein Bremer Spieler nicht an unseren hervorragend postierten Jordan vorbei kommt, dann ist es nun einmal kein Tor. Doch das Jordan auf der Torlinie stand war keinesfalls Glück. Nein, er setzte nur das um, was er in seiner jahrelangen Ausbildung gelernt hat und dazu gehört es sich selbstverständlich für einen guten Abwehrspieler sich in einer solchen Situation auf die Torlinie zu begeben, um genau diese abzusichern.

 

Glück war das wahrlich nicht. Es war folgerichtig. Doch Bremen hat bewiesen, dass das Gegenteil von Glück eben nicht Pech, sondern Blödheit ist. Bremen war schlicht und einfach zu doof. Also bitte, hört auf damit, Das Glück, das meine Hertha hatte, als peinlich und unehrlich erworbenes darzustellen. Meine Hertha hat ein bisschen Glück ohnehin auch einmal verdient.

 

Am Sonnabend geht es gegen Hoppenheim. Einer der Vereine, die trotz schier unendlich vieler nicht selbst erwirtschafteter Gelder, nicht den Erfolg hat den es sich erkaufen wollte. Hoppenheim ist angeschlagen. Viele Sinsheimer Spieler stehen längst auf dem Bestellzettel anderer Vereine. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn auch die Hoppelheimer am Wochenende zu den Glücklichen gehören. Denn wie heißt es doch so schön:

 

„Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich.“*....und ich liebe es, glücklich gemacht zu werden.

 

Ha Ho He

 

Euer Knut

Passendes Rezept dazu: Grünkohleintopf á la Opa

(opa) Knut hatte am letzten Spieltag vorgelegt, Opa greift die Idee gern auf. Jeweils passend zum Gegner gibt's ein Rezept zum Selberkochen. Bei Bremen, mitten in der niedersächsischen Pampa gelegen - fällt Opa nicht nur zur Winterzeit Grünkohl ein. Den kann man versuchen, frisch zu bekommen, das ist aber eines der wenigen Gemüse, die man ohne schlechtes Gewissen aber auch aus der Konserve nehmen kann.   

 

Los geht's mit den Zutaten (für 4 normale Personen oder 2 Opas) :

 

Grundrezept: 

1 EL Schweineschmalz

200 g magerer Speck 

1 Zwiebel

2 Gläser o. Dosen Grünkohl

Wasser

6 große Kartoffeln

1 Dauerwurst (Cabanossi, Knacker, Mettenden, PInkel...)

3 TL Speisestärke

1 Prise Salz

2 EL Senf

 

Zum Verfeinern: 

Deftiges, gepökeltes und geräuchertes Fleisch wie Kasslernacken, Kasslerbauch, Kasslerlachs, aber auch Schinken oder eben noch mehr Dauerwurst im Stück oder geschnetzelt.

 

Zubereitung:

In einem großen Topf bei mittlerer HItze Schmalz schmelzen, Speck und Zwiebeln glasig werden lassen und mit dem Grünkohl auffüllen und Wasser dazugeben, dass dieser etwa bedeckt ist und zum Kochen bringen. Kartoffeln schälen und würfeln und im Grünkohl etwa 15-20 Minuten garziehen. Derweil die Dauerwurst kleinschnibbeln und als Opferwurst dazugeben und mitziehen lassen. Sind die Kartoffeln gar, die Speisestärke in kaltem Wasser anrühren und unter den Grünkohl rühren und unter Rühren aufkochen lassen. Mit Salz abschmecken, am Ende Senf dazu, fertig. Nach Belieben gegarten Kassler dazu (der kann in Würfeln auch im Grünkohl gargezogen werden, dann zusammen mit dem Grünkohl in den Topf). Am besten bereitet man das alles am Tag vorher zu und wärmt es nochmal auf. 

 

Dazu passt ein Glas Bier (oft bei Auswärtsfahrten erhältlich) und ein guter Korn (eher selten bei Auswärtsfahrten am Start).

 

Opa wünscht guten Appetit.