Opas Reisetagebuch 68 – 25.2.2018 - München – Ein Fall für den Nervenarzt

Prolog

Schon lange hatte Opa kein Tagebuch mehr veröffentlicht. Zwar stand diese Saison sowieso in Sachen Auswärtsfahren kürzertreten auf dem Programm, zu viel hat Opa auf seiner Baustelle zu tun, aber so ganz kann es Opa dann doch nicht lassen. Rostock z.B. ist Opa gewesen, incl. Fahrt im liegengebliebenen Sonderzug, doch das Rostock-Tagebuch liegt im Giftschrank neben dem vom Relegationsspiel in Düsseldorf, es macht in den Tagen unmittelbar nach solchen Spielen kaum einen Sinn, „Fanalltag“ zu Papier zu bringen, zu aufgeheizt und aufgeladen sind die Debatten, die sich um solche Spiele drehen.

 

Dann hatte Opa sich kurz vor Weihnachten noch überreden lassen, mit nach Leipzig zu fahren, ein Spiel, was zwar die oft gestellte Frage, warum man sich das antut, zu beantworten im Stande ist, aber die eben ob einer kurzen Anreise im PKW mit altbekannten wie angenehmen Zeitgenossen kaum Berichtenswertes enthielt, was Opa nicht schon irgendwann mal zu Papier gebracht hätte. Eigentlich war auch eine Reise nach München ob der Bauarbeiten nicht geplant, aber irgendwann bei der Nachbesprechung eines Heimspiels ließ sich Opa nach diversen alkoholischen Getränken zu der Schnapsidee überreden, doch zu fahren und bei der Gelegenheit zwei Exilherthaner in der Rhön zu besuchen, die mittlerweile zu Opas engeren Freunden zählen. Dazu später mehr.

 

Was war seit dem letzten Bundesliga-Tagebuch im Mai 2017 (ist das wirklich schon so lange her?) und dem Östersund Tagebuch im September noch passiert? Nicht nur Gift und Galle spuckende Bayern, auch bespuckte Bayern, deren Fans im ÖPNV verschämt ihre Fanartikel versteckten. Ein Dasein als Bayernfan hält Opa ja für einen Charakterfehler.

 

Im Oktober folgte der unselige Kniefall, in deutschen Medien als Protest gegen Trump gehyped, angeblich als Statement gegen Rassismus. Ja, das kann man schon so machen, aber da muss man mit den Reaktionen leben. So sehr Hertha im Kampf gegen Rassismus auf Opas Unterstützung bauen kann, so sehr lehnt er die billige Effekthascherei ab, die primär darauf abzielt, in den sozialen Medien Anklang zu finden. Das war kein mutiges Statement, sondern unaufrichtige PR. Selbiges gilt für das Engagement für den viel zu lang in türkischer Haft sitzenden Herrn Yücel. Jetzt ist der Herr, über den man denken kann, was man will, aber nichts davon rechtfertigt eine einjährige Untersuchungshaft, frei und alles ist in Butter? Heuchelei, ick hör Dir trapsen, aber scheinbar will einer aus Herthas Geschäftsführung unbedingt ein grobstolliges Profil in dieser Richtung hinterlassen. Die leisen Zeiten sind vorbei, daher sollte sich Hertha nicht wundern, wenn demnächst eine „not in my name“ Kampagne der Fans startet, denen diese Selbstinszenierung alles gehörig auf den Zeiger geht.

 

Ebenfalls im Oktober begann der Vertrieb des Hertha Traditionstrikots, einer Replica des Meisterschaftstrikots von 1930. Opa war guter Dinge, rasch die notwendige Zahl an Bestellungen zusammenzubekommen, die eine Herstellung wirtschaftlich möglich macht, zumal es eine Bestellgemeinschaft gab, die sich dann jedoch nicht mehr an Verabredungen gebunden hielt und Opa vor vollendete Tatsachen setzte, indem sie ihm lapidar mitteilte, man habe bereits bestellt. Opa musste diesen Kloß runterschlucken. Mit sehr, sehr viel Geduld der Besteller und noch mehr Herzblut und Frust war nach mehreren Anläufen eine Näherei gefunden, die bereit war, sich auf das Abenteuer einzulassen, das in Kleinserie zu fertigen. In der Woche vor dem Münchenspiel war es dann endlich soweit, die Trikots fanden ihren Weg zu den stolzen Besitzern eines nicht nur seltenen, sondern sehr, sehr liebevoll hergestellten Traditionstrikots. Zukünftige Besteller müssen übrigens nicht mehr so lange warten, zwischen Bestellung und Lieferung vergehen zukünftig ca. 2-3 Wochen.  

FOTO Replicatrikot (Bestell-Link mit Klick auf das Foto)

 

 

Auch sonst bastelte Opa ein bißchen an neuen Textilien, darunter lustige (wie unverkäufliche) Einzelstücke wie dieses:  

FOTO Assis

 

Ein paar Oktoberfestbesuche (die man in Berlin durchaus besuchen kann) später, nach denen Opa getreu dem Motto „Wer schwankt, hat mehr vom Weg“ heimging, pusteten schon die ersten Laubbläser die allmorgendliche Symphonie des Herbstes. Froh war Opa auch, dass nach monatelangem Umbau der Kugelblitz im Wedding seine Türen als Kiezkulturerbe wieder öffnen konnte. Leider konnte Opa zur Eröffnung nicht dabei sein, aber er wünscht auf diesem Weg dem Wirt Klaus und seiner Frau von Herzen viel Glück. Wer im Berliner Norden Lust auf eine kühle wie liebevoll eingeschenkte Molle hat, wird in der Liebenwalder Str. 46, 13347 Berlin in der Nähe des U Nauener Platzes fündig. Und kann dort auch aus einer Auswahl von Opas Aufklebern wählen.

 

Apropos Aufkleber: Opa bastelte auch mit dem Thema Großflächenaufkleber und kann z.B. Heckscheibenbeschriftung in allen gewünschten Formen und Farben liefern.

FOTO Heckscheibenaufkleber  (Bestell-Link mit Klick auf das Foto)

 

Im November stand die Fahrt nach Bilbao an. Opa hatte frühzeitig alles klar gemacht, einen Platz im Neuner (ja, wirklich, im Neuner wollten wir da runterdonnern) klargemacht, als plötzlich Kollegen krank und die Urlaubstage gestrichen wurden. Mit großer Wehmut im Herzen fuhr Opa zum Abfahrtsort seiner Reisegruppe und verabschiedete die, die ohne ihn fahren durften (oder mussten). Es folgten in den Stunden danach Bilder von Herthanern vor dem nächtlichen Eiffelturm oder Sacre Coeur in Paris, während Opa daheim nach Spätschichten Schippchen zog.

 

Anfang Dezember stand die Weihnachtsfeier vom OFC Opas Reisetagebuch an. Hertha schickte uns erfreulicherweise Valentino Lazaro vorbei, der geduldig nicht nur alle Fragen beantwortete, sondern auch für Autogrammwünsche und Selfies zur Verfügung stand und einen riesigen Präsentkorb da ließ. zusätzlich gab's noch eine Tombola mit tollen Preisen aus Opas aktueller Kollektion, das eingesammelte Geld ging zu 100% an Bedürftige. Opas (zugegebenermaßen nicht ganz ernstgemeinter) Vorschlag, das 18jährigen jungen osteuropäischen Damen mit wenig anzuziehen zukommen zu lassen, wurde vom Festkomittée abschlägig beschieden und so floss das Geld in die Weihnachtsgeschenke zweier Jugendlicher, die 2017 ihren Vater verloren hatten.

 

Ach ja, die Weihnachtszeit, Opa besann sich auf die gute Tradition zu basteln und bastelte sich passend zur weihnachtszeitlich etwas fülligeren Figur als Remineszenz an Herthas Trikotsponsor Anfang der 80er Jahre ein Shirt.

FOTO WAMPE

 

Mitte Dezember erfolgte die langersehnte Heimkehr der Hertha in heimische Gewässer. Auch wenn Opa die erfolgte Finanzierung und Umsetzung kritisch sieht, freut er sich natürlich, dass die Hertha wieder Berliner Wasser unterm Kiel hat. Gerade letzteres war sicher keine einfache Aufgabe und ohne tatkräftige Unterstützung einer Berliner Reederei wäre das auch nicht möglich gewesen. Auch wenn das erstmal eine Interimslösung ist, ist das zumindest schon mal ein weiterer Schritt von noch sehr, sehr vielen.  

FOTO Heimkehr der Hertha

 

Erstaunlich übrigens, dass zu solchen Gelegenheiten nicht nur weitgehend die immer selben Herthaner zusammenkommen, es sind auch verdammt wenige. Zwischen dem Anspruch, mehr Wert auf Tradition zu legen und diese auch zu leben, klafft bei uns eine ziemlich breite Lücke. Das zeigt sich auch an den enttäuschenden Besucherzahlen der an sich gut gemachten Ausstellung im Ephraim Palais.

 

Naja. Irgendwann war Weihnachten, natürlich mit traditionellem Trashwichteln von Herthanern, die sich zu später Stunde treffen und das Fest der Liebe mit Menschen zu verbringen, die einen so mögen, wie man ist. Dann kam Silvester, wo Opa für die Party von Herthanern nicht nur 12 kg Pulled Pork zubereitete, sondern im Verlauf des Abends auch noch versingelte und somit – wenn auch nicht ganz freiwillig - ohne Altlasten ins neue Jahr startete. Nach diversen Geburtstagen ging es im Januar dann auch auf der Baustelle weiter. Wärmedämmung war angesagt und es gibt wahrlich angenehmeres als Glaswolle zu verarbeiten oder zu verlegen. Zum Glück muss man das nur einmal machen :) Naja, bis auf den Putz ist innen und außen alles fachgerecht gedämmt, fehlt nur noch die Heizung, dann kann der Russe, äh, der Winter kommen.

 

Anreise

Die Anreise nach München erfolgte über Fulda, nach Feierabend hetzte Opa Richtung Hauptbahnhof. Als Reisebegleitung hatten Opa und seine Gastgeber die Wirtin unserer Berliner Stammkneipe eingeladen, die aus Unterfranken stammt und in der Nähe des Wohnorts von Opas Gastgebern aufgewachsen ist. Im ICE erntete Opa neidische Blicke seiner Mitreisenden, als er sich eine Feierabendmische in den Becher einschenkte und schon bald war man im fröhlichen Gespräch mit den Mitreisenden. Während Opas Gegenüber zu einer Familienfeier musste, saß am Nebentisch ein Filmschaffender, der zwischen seinem Beruf in Berlin und seiner Heimat in Karlsruhe pendelt und von seinem neuesten Film erzählte, der demnächst im öffentlich-rechtlichen zu sehen sein wird. Die dritte im Bunde war eine Wissenschaftlerin, die klinische Studien begleitet und ebenfalls auf dem Weg zu einem Familienbesuch war. Opa missionierte die Mitreisenden noch mit und zu ein paar Gläsern Mampe, bevor wir auch schon unser Ziel erreichten, nicht ohne vorher noch ein Wiedersehen in dieser Runde am Hermannplatz zu verabreden.

 

Opa wurde nebst Begleitung von seinem Freund vom Bahnhof abgeholt. Durch die bergige Landschaft der Rhön ging es über die Landesgrenze nach Bayern in eine Kleinstadt Nähe des Klosters Volkersberg, auf dessen gleichnamigen Hügel seit dem 12. Jahrhundert eine Kapelle nach geistiger Erbauung suchende Wanderer fündig werden. Die Rhön, im Herzen Deutschlands gelegen, ist eine karge wie interessante Landschaft und hat Opa ja schon bei seinem ersten Kurzbesuch auf dem Rückweg von Frankfurt begeistert. Nur bei den eisigen Temperaturen ist das vom Beifahrersitz eines Oberklassefahrzeugs deutlich angenehmer als selbst die Berge raufzukraxeln.

 

Nach einem Imbiss schütteten wir noch das eine oder andere Kaltgetränk in uns hinein, bewunderten die Eiswürfelmaschine von Opas Freund, die alle paar Minuten ein rundes Dutzend neuer Eiswürfel ausspuckte. Opa dachte sich, dass das was für die nächste Auswärtsfahrt als Alternative zur Styroporbox wäre. Und ein schönes Trinkspiel, immer zur nächsten Lieferung der Eiswürfel sein Glas leeren zu müssen. Worauf einen ein beruhigendes Klackklackklack so bringen kann. Viele Klackklackklacks später fielen wir in den Schlaf der gerechten Herthaner, für Opa war als Gästebett eine Anglerliege vorbereitet, die ihm mit den Worten „Du hast ja gedient“ präsentiert wurde. Opa war eh müde und ist mit solcherlei Komfort auswärts vollkommen zufrieden.

 

Vor dem Haus von Opas Freund fließt ein Bach, klein, aber mit robuster Strömung, den man auch bei geschlossenem Fenster rauschen hört und der bei Zeitgenossen mit schwacher Blase für schlechten Schlaf sorgen dürfte. Opa hat dieses Leiden glücklicherweise nicht und auch sonst waren wir betäubt genug.

 

Etwas zerkatert und zerknautscht schlurfte Opa am nächsten morgen in die Küche und hielt sich die Ohren zu als der Kaffeevollautomat mahlend in die Herthatasse ergoss. Während der Kaffee abkühlte, schlurfte Opa Richtung Toilette und schmunzelte über die ausliegende Lektüre...

FOTO Der Nervenarzt

 

...so ist das halt, wenn man bei Psychiatern untergebracht ist. Wir genossen unser Frühstück im spätwinterlichen Sonnenschein, bevor wir Richtung München aufbrachen, standesgemäß in einem nagelneuen Oberklassefahrzeug auf edlem Leder-Fauteuil mit Massagefunktion. Toll, wenn man so abgekoppelt von der lästigen Realität mit einer in 5 Programmen einstellbaren Rückenmassage mit Affenzahn Richtung Süden brettert. Opa reiste schon deutlich unbequemer.

FOTO Limousine

 

Aber auch bei solchen Reisemitteln bleibt es nicht aus, dass man irgendwo im Stau stecken bleibt. Trotz rechtzeitiger Abreise waren wir erst eineinhalb Stunden vor Anpfiff am Stadion.

FOTO Stadion

 

Dort angekommen begrüßte uns zwar herrlicher Sonnenschein, aber es pfiff auch ein eisiger Wind. Wirklich eisig, gefühlt waren das -20° und weit und breit auf der ehemaligen Mülldeponie nichts, was einen Windschatten spendet. Also „nüscht wie rein“.

 

Im Stadion

Nach extrem pingeligen Einlasskontrollen konnten wir dann im windgeschützten Umlauf verschwinden, wo wir zum Aufwärmen erstmal ein Bier tranken und eine Leberkässemmel aßen. Opa fiel die Wandbeschriftung auf, die auf die Ostzone aufmerksam machte...

FOTO Ostzone

 

Während Opas Reisebegleiter sich auf den Weg unters Dach in den Gästebereich machten, fing Opa an, den Umlauf zu erkunden. Kaum ein Verein in Deutschland hat so viele Exilfans wie die Bauern. Banner aus allen Teilen Deutschlands wohin man blickt, aus Schleswig-Holstein, NRW, Niedersachsen, dem Ruhrgebiet, Sachsen... kaum ein Fleck, der nicht bei den Bauern zu finden ist und man sich als Nichtbayernfan fragt: Warum?

 

Klar gibt’s auch jede Menge Exilherthaner, Opa hat ja über einige schon berichtet. Aber die haben alle eine einigermaßen plausible Geschichte, einen Berlinbezug, ein Erweckungserlebnis. Fragt man einen Bayernfan aus Neufünfland, wird man eher so etwas wie „einmal auf der Gewinnerseite stehen“ hören. Naja. Opa wird’s nicht ändern können, kann aber auch nicht in Frieden mit solcher Mischpoke leben. Die gehören bei jeder sich bietenden Gelegenheit verspottet und angepöbelt und Anbiederungsversuchen kann man einen robusten Riegel vorschieben.

 

Apropos robuste Riegel. Die würde es auch vor das perfide System zu schieben gelten, mit dem die Bauern ihren Stadionbesuchern das Geld aus der Tasche ziehen. Es herrscht allüberall der Zwang, mit dem arenaeigenen Kartensystem zu bezahlen. Als ob es mit Bargeld nicht ein funktionierendes Zahlungsmittel gäbe, andernorts laufen die Leute ja auch nicht mit Fellen oder einer Kuh als Tauschobjekt ins Stadion, haben die Bauern das perfektioniert. Ohne Arenacard kommt man nicht mal aus dem Parkhaus und wer das Geld erstmal auf der Karte hat, bekommt es nur zurück, wenn man sich nach dem Spiel an einem speziellen Schalter außerhalb des Stadions anstellt. Eine sinnvolle Kombination, das Restguthaben passend zu versaufen oder aufzuessen, scheitert am Preisgefüge. 2010 flossen aus nicht abgerufenen Restguthaben rund 2,4 Mio. € in die Kasse des FC Bauern, über die Jahre danach macht man zwar keine Angaben, es gibt jedoch wenig Anlass daran zu zweifeln, dass sich daran signifikant etwas geändert haben sollte.

 

Ansonsten ist das Stadion für den Normalbesucher schon fein. Windgeschützt, zumindest aus den unteren Rängen guter Blick, direkt hinter jedem Block Bier- und Wurststände und jede Menge Toiletten, die in der Halbzeit zwar auch überlaufen sind, aber sich schon deutlich vom 1936er Standard in Berlin abheben.

 

Das Spiel

Diszipliniert, kompakt, zerstörend – wenn man Herthas Spiel an diesem Tag mit drei Worten zusammenfassen müsste, dann würden Opa diese drei Worte einfallen. Hertha war seit 4 Jahren die erste Mannschaft, die kein Tor in München zugelassen hat. Egal, was das millionenteure Starensemble auch versuchte, der Ball wollte nicht ins Tor gehen. Ein Punkt aus München nimmt man immer gern mit. Ansonsten war das zwar aufopferungsvoll, aber eben ohne Höhepunkte, weshalb damit auch alles zum Spiel gesagt wäre.

 

Ab der 75. Minute machten sich die ersten bemitleidenswerten Bauernfans auf den Heimweg, nicht ohne von Opa mit dem hämischen Lied „Ihr seid nur ein Punktelieferant“ bepöbelt zu werden. Da Opa ja ein großer Sportsmann ist, gratulierte er den Bauernfans noch zum Punkt, den sich ihre Underdog-Mannschaft gegen die Berliner Favoriten glücklich ermauert hätte – hihi, die Blicke waren unbezahlbar. Auf Opas Karte war nach diversen Bieren noch 40 Cent drauf, Opa vergewisserte sich, dass die Bedienung am Bierstand Trinkgeld nehmen darf (in Berlin z.B. dürfen die Bedienungen kein Trinkgeld behalten, sondern müssen das an Aramark abführen), ihr die Karte mit dem Restguthaben in die Hand gedrückt und stolz wie Bolle durch die Kälte zurück zum Parkhaus gestapft, wo wir dann mit der luxuriösen Sänfte Richtung Rhön zurückrauschten.

 

Den Abend genossen wir am Kamin, ein tolles Ding mit Pellets, geht auf Knopfdruck an und schaltet sich auch automatisch aus, alle paar Minuten macht es plümpelaplimm und es fallen ein paar Pellets automatisch in die Feuerschale, dieses Geräusch korrespondierte perfekt mit dem vom Vorabend schon gewohnten Klackklackklack des Eiswürfelbereiters. Dazu ein deftiges Gulasch, geistige Getränke und geistreiche Gespräche. Stundenlang hätte das noch gehen können, doch irgendwann übermannte uns die Müdigkeit, man verabschiedete sich und Opa schlummerte sanft auf seiner Anglerliege und träumte den gerechten Schlaf des ehemaligen Soldaten.

 

Rückreise

Eigentlich wollten wir am Morgen des Abreisetags nochmal aufs Kloster Kreuzberg, ein Klosterbier frühstücken und eine Weißwurst trinken oder umgekehrt. Doch leider verschlufen wir irgendwie den Vormittag, so dass wir nach einem schnellen Frühstück auch schon Richtung Zug aufbrechen mussten. Nach Verabschiedung von unserem Gastgeber harrten wir in Eiseskälte und pfeifendem Wind aus, immerhin sorgte die Bahn mit einem kurzfristigen Gleiswechsel dafür, dass wir in Bewegung blieben. Nach einer ereignislosen Rückreise schlugen wir am Sonntag Nachmittag zurück in Berlin auf. Müde und durchfroren, aber glücklich über einen Punkt aus München gondelte Opa heim.