Nach dem Endspiel ist vor dem Endspiel

Ärgerlich, unbefriedigend und den vollmundigen Ankündigungen unseres Chefcoachs nicht gerecht, war das offensiv Rumgemurckse meiner Hertha gegen Freiburg.

 

Ja Ja, ich weiß, wir müssen zufrieden sein und dürfen nicht vergessen woher wir kommen, höre ich schon die Schönredner. Entschuldigung, aber da stand nicht ein Euroleague oder gar Championsleague Aspirant auf dem Platz. Es war Freiburg. Ein Verein, der Auswärts zu den harmlosesten Gesellen gehört, die die 1. Liga zurzeit kennt und so haben sie auch gespielt. Harmlos.

Nein, ich bleibe dabei, ich bin höchst unzufrieden. Denn es war viel mehr drin.

 

Ich bin aber auch unzufrieden, da meine Hertha, rund 2000 weitere Herthaner dauerhaft aus dem Stadion vergrault hat. Der derzeitige Zuschauerschnitt pendelt sich in den letzten Spielen auf einen Wert deutlich unter 40000 Zuschauern ein. Diese fehlenden Zuschauer sind nicht für immer weg, sie müssen aber zurück gewonnen werden.

 

Hertha kann sich ach so viel tolle Werbekampagnen einfallen lassen, damit kommt nicht einer mehr zu uns. Er gibt letztendlich nur zwei Fixpunkte, die Menschen an unseren Verein binden, das eine sind wir Fans selbst und das Fanleben rund um unsere alte Dame. Das funktioniert. Mal gut, mal nicht ganz so gut aber es funktioniert. Der andere Fixpunkt wäre eine Mannschaft, die es versteht, auch einmal ein wichtiges Spiel zu gewinnen. Wichtige Spiele hatten wir in dieser Saison zuhauf.

 

Östersund, Luhansk, Bilbao – allesamt konnten wir im Europapokal die guten Anlagen, die zeitweilig gezeigt wurden, nicht in Erfolge ummünzen. Das Pokal Heimspiel gegen Köln. Gnadenlos und schlecht wurden auch hier die treuen Anhänger verärgert. Die für uns Fans besonders wichtigen Heimspiele gegen Gelsenkirchen, Frankfurt und Gladbach wurden alle verloren. Die Heimspiele gegen die „Übermannschaften“ aus Mainz und Bremen auch nicht gewonnen.

 

Da wundert es mich  nicht, das Herthaner die nicht ganz so irre sind, wie ich, es sich  mittlerweile dreimal überlegen, sich das grandiose Sturmspektakel im Olympiastadion anzuschauen. Gerade bei diesen Temperaturen, schläft es sich zu Hause einfach besser.

 

Aber der Fußballgott in seiner Hertha verachtenden Art, hat sich diesmal etwas ganz besonderes für meine Herzensdame ausgedacht: Hertha BSC hat ein Endspiel der besonderen Art bekommen. Es gilt, den Haespfau auch gerne „Dino“ der Bundesliga genannt, wohl endgültig in die 2.Liga zu schießen. Ausgerechnet Hertha. Meine Mannschaft hat es in den vergangenen Jahrzehnten nur sehr sehr selten geschafft, die in sie gesetzten Hoffnungen vollends zu erfüllen.

 

Hertha könnte Fußballgeschichte schreiben. Mit nur einem einzigen Sieg am nächsten Sonnabend wäre ein dicker Eintrag ins „große Fußballbuch der Bundesligageschichte“ sicher.

 

So, auch wenn Ihr mich jetzt für verrückt haltet. Ich glaube fest daran. Denn Hertha hat einen kongenialen Partner für dieses Vorhaben und das ist kein geringerer als die Arroganz des deutschen Fußballs in Persona. Der Hasespfau selbst.

 

Der Fischsaurier hat mal wieder einen neuen Trainer, den Namen schreibe ich hier mal nicht, wir brauchen uns den sowieso nicht zu merken. Künstlich wird um ihn herum Aufbruchstimmung an der Waterkant herbei geredet. Ein, „Ja wir schaffen das“, war nicht nur einmal am Rothenbaum der letzten 2 Tage zu hören. Der neue -und wahrscheinlich schon bald alte- Übungsleiter der Hanseaten scharrt derzeit 33 Spieler um sich herum, lässt diese vortanzen und will aus diesen dann die 16 Spieler für den nächsten Spieltag generieren. Ein Prozedere also, das jeder Club in seiner Vorbereitungszeit VOR der Saison durchmacht. Unruhe im Training soll jetzt also die nötige Ruhe im Spiel verbreiten. Der Haespfau muss das Spiel machen. Na, ob das klappt? Jede Sekunde des Trainings, der Fußballverweigerer aus Humbug ist mittlerweile eine Schlagzeile wert.....und genau das ist das Beste, was meiner Hertha passieren konnte. Einen Haespfau unter Hollerbach hätte unsere Spieler wahrscheinlich aus Selbstüberschätzung oder besser Unterschätzung des Gegners stark gemacht. Der Trainerwechsel aber lässt auch in Berlin aufhorchen und kann entscheidend dazu beitragen, dass unsere Jungs diesmal 90 Minuten konzentriert spielen. Damit meine ich alle, auch die Stürmer. Jedem Spieler muss klar sein, dass das, was dem Haespfau zur Zeit auszeichnet, nämlich das Gespött der Liga zu sein, ganz schnell dem Team widerfährt, das in dieser Phase gegen den Haespfau verliert. Lächerlich zu sein, passt nicht zu den coolen Frisuren unserer Spieler. Das muss ihnen vermittelt werden. Gerade beim Friseur hängen zu viele Spiegel.

 

Außerdem, wenn wir am Sonnabend gewinnen, sind auch wir so einige Sorgen los und können ganz hanseatisch von der Championsleague äh Euroleague träumen.

 

Ha Ho He Euer Knut

 

P.S. Ich fahre schon am Freitag hin. Es wird ja für lange Zeit das letzte Mal sein, das ich mit Hertha in der Spottstadt an der Elbe sein werde.