Europa wir kommen! (trotzalledem)

Wir brauchen über das 2:4 eigentlich nicht mehr reden. Ja natürlich hat meine Hertha Courage gezeigt und ja natürlich haben sie gekämpft und das nach einem so hohen Rückstand. Hertha konnte technisch den Gladbachern das Wasser reichen. Die „alte“ Dame war kämpferisch auf mindestens gleicher Höhe aber sind wir mal ehrlich, wer so früh, so hoch in Rückstand gerät, ist einfach zu blöd. Hertha hat in den ersten 20 Minuten das Spiel verloren, weil sie im Kopf eine Schranke hatten wo andere Teams mindestens einen ICE in voller Fahrt haben. Wie kann man nur so verschlafen in ein Spiel gehen? Das ist mir unverständlich.

 

Diese Niederlage war hausgemacht und allemal zu verhindern gewesen...auch durch das Trainerteam. Vielleicht waren die Spieler aber auch überfordert. Es galt ja schließlich eine schier unmenschliche Doppelbelastung zu meistern. Dem Auftreten in Liga und Europapokal. Erschwerend kam hinzu, dass sich das Team um Pal Dardai zur Mitgliederversammlung einfinden musste. Ich weiß nicht, wie es Euch ging aber als die Spieler entlassen wurden und die Versammlung verließen habe ich eine gewisse Kälte zwischen Mitgliedern und Mannschaft gespürt. Irgendwas war anders.

 

Doch vielleicht geht mit mir der typische Berliner Meckerkopp durch und die Mannschaft war schon in höchster Konzentration auf das bevorstehende Spiel im Europapokal. Ich hätte was darum geben, wenn unsere Spieler ein wenig mehr Zeit gehabt hätten. Ich hätte ihnen sehr gerne mitgeteilt, wie wichtig das Spiel in Bilbao am Donnerstag für uns Herthaner ist. Ich hätte versucht zu erklären, das dieses Spiel wieder einmal eine Chance ist, Punkte in der Stadt zu sammeln und neue Hertha Freunde zu gewinnen und die treuesten der Treuen glücklich zu machen, die so oft enttäuscht wurden aber doch immer zu IHRER Hertha standen und stehen oder einfach auch nur den Spielern zu sagen wie wichtig UNS das Spiel ist. Ich hätte den jungen Gutverdienern erklärt, dass ich mit einen 7er Bus am frühen Mittwochmorgen Richtung Bilbao starte. Ich hätte ihn die positiv bekloppten Mitfahrer der Reihe nach vorgestellt. Ihnen unsere Beweggründe erläutert, warum wir die 2000 Kilometer hin und die 2000 Kilometer zurück mit dem Auto bewältigen. Nicht weil wir uns keinen Flug leisten können, auch nicht weil wir Flugangst haben, sondern weil Hertha für uns viel viel mehr ist, als nur Fußball.

 

Es ist der Austausch mit Gleichgesinnten, es ist ein Ausgleich zum Alltag und zu den Alltagssorgen, Es ist Berliner Lokalpatriotismus, ein Gefühl Teil des Ganzen zu sein und eben auch ein prima Anlass mal wieder ein wenig anders zu sein. Ein Teil von Meckerköppen, von Klugscheißern und Lautsprechern aber immer auch Teil von etwas sehr liebenswerten zu sein, das selbst ich nicht in der Lage bin zu erklären. Es ist eben ein Gefühl. Ich bin immer noch heiser vom Gladbach Spiel und meine Stimmlage wird sich nach dem Bilbao Spiel mit Sicherheit nicht bessern. Zumal wir in Bilbao völlig „Old-School“ mäßig ohne Vorsänger antreten. Megaphone sind verboten. Es wird sich also der Gesang durchsetzen der gerade die Fuge und die Stimmung trifft. Wie in den 70ern (man bin ich alt) aber diese Art der Stimmungsmache lag Hertha europäisch gesehen immer schon mehr und wer weiß, wenn wir Bilbao schlagen und zu Hause gegen Östersund nachlegen, wo der Weg diesmal endet? Ich hoffe das Beste. Ich freue mich wie ein kleiner Junge auf meine Mitfahrer und die lange(Tor-) Tour, wenn wir gut durchkommen über Paris aber immer hart am Kurs. An uns wird es nicht scheitern, wenn wir im Stadion auch nach dem Spiel das Lied vom Europapokal singen wollen. Mensch Hertha, es Zeit für ein wenig Fußball Geschichte. Lasst uns denjenigen, die schon jetzt rummaulen, das Hertha im Europapokal nichts zu suchen hat, das Maul stopfen.

 

Allet für Hertha.

 

Ha Ho He

 

Euer Knut