Berliner Feierlaune und Leverkusener Katerstimmung

Nun gut, diesmal kommt mein Senf wieder einmal etwas später. Die Arbeit war schuld daran, denn leider haben wir hier in Berlin keine freien Karnevalisten-Tage. Fragt man echte Berliner, was sie denn vom Karneval halten, bekommt man bestenfalls ein Achselzucken oder ein „is mir Wurscht“ zu hören.


Ja der Karneval hat es schwer in unseren Breiten. Doch ab und zu fangen auch wir Berliner mit dem Schunkeln an. So auch am letzten Spieltag. Der rheinische Fußball Karneval hat komplett seine Spiele in der 1. Liga verloren und auch in Liga 2 haben die D‘dorfer eins auf die Narrenkappe bekommen.


Nun muss ich aber gestehen, ich bin kein Karnevalshasser. Noch vor einigen Jahren traf ich mich regelmäßig mit meinen Kumpels in Köln, um eine mehrtägige Party zu begehen. Schon da faszinierten mich die fantasievollen Verkleidungen, die das Straßenbild prägten.

 

Wie so oft, erwies es sich allerdings, dass es besser gewesen wäre, wenn so manche Närrin (und sicherlich auch Narren)  ihre Maske nicht abgenommen hätte. Zu ernüchternd war der bloße Anblick des Antlitzes. Schein und Sein klaffen eben oftmals auseinander. So auch am letzten Sonnabend. Bayer Leverkusen hatte sich alle Mühe gegeben, dem närrischen Treiben auch in eigenen Stadion Ausdruck zu verleihen und hat sich als „Hertha Bezwinger“ verkleidet. Schon im Vorfeld waren sich die rheinischen Medien einig, Leverkusen ist klarer Favorit und insgeheim wurden die Punkte schon fest auf dem Konto des selbsternannten CL Teilnehmers verbucht.

 

Doch Dank der konzentrierten Spielweise der „alten“ Dame und des frühen Störens der blauweißen, garniert mit zwei wunderbaren Toren, konnte der Werkself schon bald die Maske entrissen werden.

Sichtbar wurde ein Team, das auch nur mit Wasser kocht und sich so gar nicht entfalten konnte. Hertha war einfach cleverer und gewann hochverdient.

 

Besonders stolz aber war ich auf das wohlfeile Verhalten der Hertha Fans. Die mitgereisten Hertha Fans verhielten sich so, wie man es von gut erzogenen Gästen erwarten kann. Sie sprangen den bedröppelten Leverkusen Anhang, dem die Lust auf Karneval schlagartig vergangen ist, zur Seite. Lautstark wurde das Zepter des Feierns übernommen. Der Gästeblock glich zunehmend einer riesigen Prunksitzung. Doch was wie Karneval wirkte, war bei näherer Betrachtung nur Ausdruck dessen, was in Berlin schon immer Tradition hatte. Wir Berliner feiern eben oft und gerne, wenn es uns gefällt und nicht wenn der Kalender es uns vorschreibt.

 

Kein Wunder also, dass es ein Berliner war, Paul Demuth, der sowohl das Konfetti (1887), als auch die Papierschlangen (1929) erfand. So gesehen war es die Stadt Berlin, in der die ersten Fanutensilien überhaupt aufkamen. Ja Ja, wir waren eben schon immer unserer Zeit voraus. In Berlin wurden also schon Papierschlangen geworfen als es das 1930 gegründete Leverkusen noch nicht einmal als Vorort von Köln gab.

 

Heute spielt Hertha gegen die nächste Karnevalshochburg. Mainz. Nun ist zwar der Karneval seit Mittwoch vorbei. Es liegt aber an meiner Hertha die Katerstimmung -für die Määänzer- die oftmals nach übermäßigem Genuss alkoholischer Getränke folgt, noch ein wenig zu verlängern. Dann können die Jecken erleben, wie man hier in Berlin feiert. Spontan und intensiv. Oder wie es der Dichter und Hertha Mitglied Joachim Ringelnatz schon Anfang der 30er Jahre formulierte: „Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind die, aus denen man trinkt.“

In diesem Sinne Prost.

 

Ha Ho He

 

Euer Knut

Opas Rezept: Rheinischer (sind die) Sauer-Braten

Sauerbraten ist super. Super einfach, super lecker. Einzig die lange Einwirkzeit der Marinade verhindert spontanen Frischgenuss. Denn um den rheinischen Sauerbraten, den man traditionell aus Pferd und ansonsten meistens aus Rind macht, zuzubereiten, braucht es etwa eine Woche Vorlaufzeit. Eine Woche vor dem gewünschten Verzehrtermin braucht man ein gutes Stück Sauerbratenfleisch (Schulter oder Keule), welches man in die Marinade einlegt: Dafür Gemüse (Möhre, Sellerie, Zwiebeln mit Schale, Knoblauch) grob klein schneiden. Das Fleisch mit dem Gemüse und den Gewürzen (Nelke, Lorbeer, Pfefferkörner, Wachholder, Salz und Zucker), Wein und dem Weinessig vermengen. In einem geschlossenen Gefäß im Kühlschrank marinieren. 

 

Nach einer Woche das Fleisch aus der Marinade nehmen, trockentupfen und die Marinade durch ein Sieb gießen und auffangen. Fett in einer Pfanne oder einem Schmortopf erhitzen, das Fleisch darin scharf anbraten, anschließend ein paar gewürfelte Zwiebeln zufügen und mit Wasser und der Marinade ablöschen. Gut 2 Stunden bei mittlerer Hitze mit Deckel garen. Das Fleisch alle halbe Stunde wenden. Anschließend die Sauce mit etwas Stärke binden, dazu passen Rotkohl und Klöße. 

 

Opa wünscht guten Appetit.