Von Sonnenschein und Vaterfreuden

Ich verstehe das nicht. Auswärts ist meine alte Dame unberechenbar und erfolgreich.

Entsprechend zuversichtlich geht man ins schönste Stadion der Welt, nimmt voller Zuversicht in der Frühlingssonne seinen Platz ein und muss dann eine grausame erste Halbzeit erleben. „Wenn ich hier schon keinen Sieg sehe“, brummelte ich in mir hinein, „dann will ich zumindest braun werden“. Eine Hertha Freundin hatte trotz Taschenverbot Sonnencreme dabei. Ich cremte mich ein und ließ die Sonne wirken. Sicherlich fragt Ihr Euch, was das denn mit dem Spiel zu tun hatte.

 

Eben nichts aber auch rein gar nichts. Einzig die Sonne sorgte für Entspannung. Das Spiel meiner Herzensdame dagegen, war eher voller Schattenseiten. Meine Hertha, diese eine Beziehung die sich wie ein blauweißes Band durch mein Leben zieht, hat es sich wieder einmal zum Spaß gemacht mich zu verarschen. Kein Zug zum Tor, Tändeleien im Mittelfeld und eine hohe Fehlerquote bei den Pässen und Zweikämpfen. Schnell war der 3:0 Sieg in Frankfurt vergessen. Aber Dank der Sonne, brauchte ich ja nicht hinzugucken. Ich ließ die UV Strahlen auf meine geschlossenen Augenlider einwirken.

 

Hertha ganz die Diva, die ich kenne war darüber wenig erfreut und zwang mich in der Schlussphase der 2. Halbzeit mein Sonnenbad zu unterbrechen, um ganz genau hinzu gucken. Meine Geliebte trieb es wieder auf die Spitze, zog kurz das Tempo an und erzielte schließlich das 2:2. Auf einmal wurde ich vom Grillrost des Olympiastadions gestoßen und ich war wieder voll da. Das 3:2 lag in der Luft. Nur die zwei Minuten Nachspielzeit waren ein Witz. Wie bitte kann man nach 6 Auswechslungen, einer roten Karte und einen Elfmeter in der zweiten Spielhälfte NUR 2 Minuten Nachspielzeit geben? Bei Unentschieden gegen Bayern würde wahrscheinlich heute noch gespielt werden.

 

Ein Highlight war für mich aber die Einwechslung in der 71. Minute von Palko Dardai durch seinen Vater. Palko, den ich auf einer Weihnachtsfeier der 65er Bären genauer kennenlernen durfte und der auf mich einen sehr selbstbewussten und sympathischen Eindruck gemacht hat, war die bisher erfolgreichste Einwechslung zu einem Bundesligadebüt durch den eigenen Vater. Der erste Trainervater  der seinen Spross in das Haifischbecken Bundesliga stieß, war Fifi Kronsbein.

Er wechselte seinen Sohn Peter Kronsbein im Jahr 1965 bei Hannover 96 gegen Nürnberg zum Debüt ein. Das Spiel ging 1:2 verloren. Der Zweite war Fritz Fuchs, Trainer beim FC Homburg, der seinen Sohn Uwe Fuchs gegen Bayer Uerdingen für 17 Minuten einwechselte.  Auch dieses Spiel ging verloren.

 

Somit ist Palko der erste, von seinem Vater eingewechselte Debütant der Bundesliga, der nicht als Verlierer vom Platz ging. Immerhin, ca. 20 Sonnenminuten später war das Spiel vorbei.....und nein, es gab nicht viel mehr erzählenswertes. Anders sah es auf den anderen Spielplätzen aus. Der Haespfau schüttelte noch einmal seine versteinerten Knochen und ich sah mich dazu gezwungen eine Bierwette einzugehen. So bekomme ich nach dem Abstieg des Dinos immerhin noch einen Kasten Bier oben drauf. Ansonsten war der Spieltag ziemlich langweilig. Da half auch nicht, dass die Augsburger Fans eine grandiose Pyroshow hingelegt hatten, mit symbolischer Selbstverbrennung eigener Fahnen. Schön.  

 

Das Ärgerliche an diesen Pyros ist u.a. aber dass sie die Sonne vernebeln. Wie soll ich denn da braun werden? Ich weiß wie ich mir Abhilfe verschaffe. In Hannover am Sonnabend sagt der Wetterbericht:

Es werden Höchsttemperaturen von 19° erwartet. Es kommt zu Niederschlagsmengen von 0 l/m², die Sonne scheint 12,5 Stunden. Tja, wir sehen uns in Hannover. Doch wird man braun, wenn man ständig zum Torschrei ansetzt? Ich werde es überprüfen.

 

Ha Ho He Euer Knut