Natur, Sport und das MoniTOR des Tages.

Oops, jetzt habe ich es doch getan. Jahrelang habe ich mich dagegen gewehrt, ich wollte NIE nach Hoffenheim fahren und jetzt ist es doch passiert.

Erstens dachte ich, dort gibt es nichts zu sehen, außer einer von Werbung überfrachteten Arena. Zweitens hielt ich die Örtlichkeit selbst für zu langweilig und drittens schien mir aus der Ferne das Publikum in Hoffenheim eher, sagen wir mal so, erfolgsbezogen.

Doch ich musste mich eines besseren belehren lassen, nichts von meinen Annahmen traf auch nur ansatzweise ein. In Wirklichkeit war es nämlich noch viel viel schlimmer.

Doch man kann den Hoffenheimer nicht nachsagen, dass sie Auswärtsfans nicht vor sich selbst gewarnt hätten.

Nein, es gab wahrlich genug Warnhinweise.

Keine 1300 Meter von der Wirsingkohl-Arena entfernt, bot ein Schild Milch aus dem Frischmilchautomaten an.

Ein Pony wieherte vergnügt als es meinen ratlosen Blick bemerkte und eine scheinbar endlose Spur von Pferdeäppeln zeigte mir den Weg ins fußballerische Mekka von Sinsheim auf. Wir brauchten nur -wie einst Hänsel und Gretel- der biologischen Antwort auf die Dieselabgase folgen um schon waren wir da.

Sinsheim hätte den Zuschlag als EM Austragungsort in 2024 verdient, sofern sie sich nur beworben hätten. Die Präsentation wäre einzigartig gewesen. Zumindest lässt eine Imagebroschüre für die dörfliche Nahverkehrssituation rund um den Wirsingkohl dies vermuten. In der heißt es:

„Kaum ein anderer Fußballverein hat ein so ausgeklügeltes Verkehrssystem, wie es bei der TSG 1899 Hoffenheim vorzufinden ist. Aus allen Himmelrichtungen kommend kann man das Stadion direkt mit der Bahn erreichen, da am Stadion eine eigene Haltestation eingerichtet wurde.......Vom Sinsheimer Hauptbahnhof ist das Stadion in etwa 30 Minuten zu Fuß zu erreichen. Die Haltestation Sinsheim Museum/Arena liegt in unmittelbarer Nähe des Stadions, welches fußläufig in etwa 15 Minuten zu erreichen ist. Die Zugverbindungen sind in alle Richtungen stündlich getaktet, sodass man genügend Zeit hat, den jeweiligen Haltepunkt nach Spielende zur Heimreise zu erreichen“.

Für Sinsheim ist eine Haltestelle am Stadion wahrscheinlich ein Riesending auch eine Zugfolge in 1-stündigen Abstand ist natürlich wahnsinnig toll.

Nicht, das ich falsch verstanden werde, mir geht es nicht darum, sich über die sportlichen Ambitionen von Dörfern lustig zu machen. Es geht mir vielmehr darum aufzuzeigen was für ein Aufwand betrieben wurde und wird, nur um etwas zu etablieren was im Grunde genommen keine Nachfrage hat und lediglich am Tropf eines Multimilliardärs hängt. Hoffenheimer sind reine Eventfans und das ist kein Vorwurf. DAS ist ihre (wenn auch kurze) Tradition. Sie kennen nichts anderes. So gesehen sind die Hoppenheim Fans die konsequentesten von allen. Sozusagen, wahre Traditionalisten. Sie haben sich NIE verändert.

Mit dem Unentschieden war ich im Grunde zufrieden. Auch wenn ich mir Vedad Ibišević an alter Wirkungsstätte früher gewünscht hätte aber das frühzeitige stören im Mittelfeld hatte Gesicht. Hertha war ein wirklich unangenehmer Gegner, mit einer (trotz Sandras Tor) effektiven Defensivarbeit. Einzig die Auswertung der Torchancen muss dringend verbessert werden. Den eigentlichen Aufreger des Spieltages konnte man jedoch in Dortmund verfolgen. Ich bin wahrlich kein Freund der Kölner aber sollten sie Protest einlegen, hätte ich dafür vollstes Verständnis. Die Entscheidung war regelwidrig und zum Zeitpunkt des 1:0 keineswegs bedeutungslos. Es kann nicht sein, dass wir jetzt mit dem Videobeweis nicht einen Problemhauptschiedsrichter haben sondern zwei.

Ich war so froh, dass jetzt einige junge Schiedsrichter nachgewachsen sind, die Hertha wesentlich objektiver pfeifen als es die Garde rund um Fandel noch vor kurzem getan hat. Ich befürchte aber, dass einige aus dieser Garde, die nicht mehr aktiv sind, vor dem Monitor Platz nehmen. Wer garantiert uns denn, dass nicht ein Wolfgang Stark als Videoschieri bei Hertha eingesetzt wird? Nicht möglich? Doch! Wie heißt es doch so schön auf der DFB Homepage: „ Darüber hinaus können auch deutsche Schiedsrichter, die jahrelang auf internationalem Top-Niveau gepfiffen und kürzlich ihre aktive Karriere beendet haben, als Video-Assistenten eingesetzt werden (dies trifft auf Dr. Jochen Drees, Günter Perl und Wolfgang Stark zu).“ Na Mahlzeit.

Das Ansehen des Schiedsrichterwesens mit seinen selbstherrlichen „Profis“ der Fandelära und den auffallend schlechten Leistungen einiger dieser Herren, hat nachhaltig Schaden genommen. Der Videobeweis scheint diesen Schaden noch weiter zu vertiefen.

Mein Fußballsport, wie ich ihn liebe, stirbt. Langsam, aber er stirbt. Vielleicht denke ich noch einmal wehmütig an Hoffenheim zurück. Wo man an der Stadionhaltestelle noch eine Frischmilch bekommt.

 

Ha Ho He Euer Knut