Fingerzeige und Fingerspiele

Das Spiel gegen Frankfurt war grausam. Der Gegner durchaus schlagbar und in der ersten Viertelstunde alles andere als gefährlich. Wieder einmal stand sich meine Hertha selbst im Weg. Das alleine macht mich schon sauer.


Es ist ja wohl nicht zuviel verlangt, das sich die Herrschaften auf dem Feld einmal 90 Minuten zusammen reißen. Stattdessen Tristesse und wieder einmal wurden die treuesten der Treuen enttäuscht. Das Aus im DFB Pokal, die miese 2. Halbzeit in Bilbao und jetzt eine Niederlage gegen den Assi Verein schlechthin.


Diese Ansammlung des schlechten Geschmacks aus der Bankenmetropole war sich auch nicht zu blöd, im sicheren Gefühl des Auswärtssieges die Heimatstadt Ihres Trainers und Torschützen zu diffamieren. 


Nun, diese hessischen massiv hölzernen Wesen waren nur der „I Punkt“ auf einen gebrauchten Tag. Unsere Mannschaft schafft es seit Monaten nicht einmal, diejenigen, die immer da sind, nur ein einziges Mal bei wirklich wichtigen Spielen, eine Freude zu machen.


Ein Sieg gegen schwache Frankfurter wäre nun wirklich möglich gewesen. Stattdessen übte und übt sich Herthas Führungsriege damit, neue Hipsterkreise in Berlin für meine alte Dame zu gewinnen, mit schlauen und bemüht witzigen Sprüchen. 


Die Quittung für das Bewerben der falschen Zielgruppe, bzw. dem Vergraulen der Treuen, erhalten unsere Chefstrategen am Donnerstag gegen Östersund. Unabhängig davon, wie viel Karten verkauft wurden, werden bestenfalls nur 12000 Zuschauer in unser Wohnzimmer kommen.


Ein trauriger Ausgang für unseren Europapokalauftritt im Jubiläumsjahr. So lockt man mit Sicherheit keinen strategischen Partner hinter dem Ofen vor, geschweige denn man gewinnt neue Fans.


Hertha hat den Fußball zum abgewöhnen für sich entdeckt und scheint diesen zu pflegen. Der ganze Werbeaufwand war und ist jetzt erst Recht für die Katz.


Doch wer weiß, vielleicht hat unsere Führungsriege einen Traditionsgedanken der besonderen Art im Auge und will mit der zu erwartenden Minuskulisse an ein anderes Jubiläum erinnern. Am Donnerstag gegen Östersund jährt sich zum dreißigsten Mal (fast auf dem Tag genau), das Amateur Oberliga Spiel der ersten Mannschaft meiner Hertha gegen Wacker 04, einen ehrenwerten Club aus Reinickendorf den es leider nicht mehr gibt. Das Spiel gewann Hertha seinerzeit mit 2:1 vor sage und schreibe 2024 Zuschauern oder ist es eher das Regionalligaspiel von vor 50 Jahren gegen den 1. FC Neukölln vor 1413 Zuschauern an das Hertha erinnern will?


Warum ich daran erinnere? Nun, weil es an der Zeit ist, sich vor Augen zu halten woher wir kommen und was wir hinter uns haben. Hertha täte gut daran, in diesen schweren Zeiten -die ich auf meinen Herzensclub zukommen sehe- einen deutlichen Schritt auf die Basis zuzugehen. Die Basis ist nun mal, der motzende, launische Berliner, der es versteht jeden Tag aufs Neue seinen Alltag in unserer tollen Stadt zu meistern. Der aber auch ein großes Herz hat und alles verzeihen kann, wenn man nur ehrlich zu ihm ist. Das heißt, ehrlicher Fußball, mit Kampf für 90 Minuten. Mehr ist es nicht. Verlange ich zuviel?

 

Jetzt trennt sich fürs nächste erst einmal die Spreu vom Weizen. Was jetzt ins Stadion geht, sind die, die immer da sind. Immer. Schlechte Zeiten bergen aber immer auch Chancen. Nutzt sie. Hertha hat mal wieder die einmalige Chance, den Schulterschluss mit uns Fans zu finden.

 

Im Übrigen kann ich es verstehen, wenn viele der Hertha Fans die es arbeitstechnisch schaffen könnten zum Spiel zu kommen, zu Hause bleiben. Vielleicht würde ein leeres Stadion die Herrschaften zum nachdenken bringen. Den Trainerstab, der sich selbst hinterfragen muss, ob sie auch Krise können. Die Spieler ob sie auch ohne Perspektive im selbst vergeigten DFB Pokal, weggeschenkten Europapokal und der Platzierung im Niemandsland der Tabelle, in der Lage sind, sich zu quälen und alles für Ihren Arbeitnehmer zu geben und vor allem unsere Führungsebene die sich das hausgemachte Desaster am Donnerstag an 10000 Fingern abzählen kann. Ich werde einer dieser Finger sein. Warum? Weil ich bekloppt bin.

 

Ha Ho He Euer Knut