10. Spieltag - Heute: Big brother does‘nt see you

Der Aufreger des Spieltages war sicherlich die fragwürdige Schiedsrichterentscheidung, die zur roten Karte im Spiel Stuttgart gegen Freiburg führte.

Was hatte ich mich vor Saisonbeginn gefreut, als es hieß, der Videobeweis wird endlich eingeführt. Ich erhoffte mir ein Ende der oft nicht nachvollziehbaren und manchmal auch merkwürdig erscheinenden Entscheidungen der Herren in Schwarz. Dachte ich. Die Hoffnung auf ein verbessertes Schiedsrichterwesen wurde durch den Wechsel an der Schiedsrichter Spitze zusätzlich geschürt. Fröhlich statt des umstrittenen Fandel und damit verbunden, weniger Vetternwirtschaft und zugleich mehr Kompetenz.

Mann, war ich blauäugig. Die alten Strippenzieher Krug und Fandel taten und tun offensichtlich alles um ihre Schatten der Unzulänglichkeiten im Zwielicht der Monitore zu verlängern. Sie, die ich mir so sehr fernab von Spielentscheidungen gewünscht hatte sind wieder da. Schlimmer noch, sie waren nie weg. Diese Zombies der schwarzen Zunft, führen Ihren Kreuzzug gegen die Transparenz weiter. Fußball lebt vom Spiel und nicht von (zweifelhaften) Unterbrechungen des Spielflusses.

Die Zuschauer wollen den Ball rollen sehen und nicht die Augen der Unparteiischen. Ertönt der Pfiff zum Videobeweis, vergeht in deutschen Stadien eine halbe Ewigkeit bis sich Schiedsrichter und Videoassi zu einer Entscheidung durchgerungen haben….und dann ist diese oft noch fragwürdig. Das ist der Tod der Dynamik des Fußballspiels.

Dabei geht es auch anders. Im Feld- und Hallenhockey wird der Videobeweis seit Jahren erfolgreich angewendet. Das, so dachte ich, kann auch meinem Fußball gut zu Gesicht stehen. Doch was ist anders im Hockey?

Im Hockey kann jede Mannschaft pro Halbzeit bei strittigen Spielsituationen einen Videobeweis einfordern. Fällt der Videobeweis zu Gunsten der beantragenden Mannschaft aus, so verbleibt ihr die Möglichkeit eines weiteren Videobeweises in dieser Halbzeit. Andernfalls hat die Mannschaft ihr Recht auf einen weiteren Videobeweis vergeben. Das heißt, die Trainer haben es selbst in der Hand, den Videobeweis mit Bedacht einzusetzen. Hier kann der Fußball von jahrelangen Erfahrungen in anderen Sportarten lernen. Aber mir scheint, wie in so vielen anderen Dingen, der DFB hält sich für die Krone des Sports und braucht keine Erkenntnisse aus anderen Disziplinen.

 

Zum Glück war diesmal das Spiel meiner Hertha davon nicht betroffen. Die alte Dame gewann ihr Spiel gegen den HSV dreckig mit 2:1.

Das bringt neben den wichtigen 3 Punkten und dem damit verbundenen Abstand zu den Abstiegsrängen erst einmal Ruhe. Nicht mehr und nicht weniger, denn der Sieg ist wahrlich kein Grund sich selbstgefällig auf die Schultern zu klopfen. Dafür war das Spiel in der Summe viel zu eng, Hertha zeigte die mittlerweile üblichen Abstimmungsschwierigkeiten....und sind wir mal ehrlich, gegen jeden anderen Verein, hätten wir wahrscheinlich mit dieser Leistung verloren. Der HSV hat sich einfach zu blöd angestellt.

Vor ein paar Jahren, hätte ich jetzt mein Füllhorn der Schadenfreude über die Hamburger ausgeschüttet, doch mit der Zeit weiß ich Traditionsclubs zu schätzen. Auch wenn sie noch keine 100 Jahre alt sind. Der HSV bringt immerhin etliche Fans mit an die Spree und sie hatten auch eine sehr schöne Choreografie gezeigt, die diesmal nicht an eine der unseren erinnert hat. Ein Seemann mit windgegerbter Haut kämpft sich am Steuerrad krallend durch die sturmdurchpeitschte See. Darüber stand „Sturm erprobt“ mit den Koordinaten der Hansestadt. Ich fand es schön.

 

Am Donnerstag tritt Hertha wieder in der Euroleague an. Der Gegner heißt Luhansk und kommt eigentlich aus der Ostukraine. Dort spielt er allerdings wegen der politischen Umstände nicht mehr. Er tingelt durch die Ukraine, spielt seine nationalen Spiele in Saporischschja und international in Lwiv. Etliche Fans waren derart harten Repressalien ausgesetzt, das viele von Ihnen in der Diaspora leben. Zu gefährlich das Fansein in Luhansk das von Separatisten besetzt ist. Umso mehr Respekt habe ich vor den Fans von Luhansk. „Am Mittwoch war ich auf einer Veranstaltung zum Thema: Fans im Exil- Lebensrealitäten in der Ostukraine am Beispiel des Fußballs.“ Dort erzählte u.a. Ihor Kovtun, Mitglied der Fan-Gruppe Zarnitsa von Zorya Luhansk, von seiner Realität als Fan im Bürgerkrieg. Von willkürlichen Verhaftungen und unverhältnismäßig harten Strafen, die auch die Fanszene von Lukansk hart getroffen hat. Nur so viel, dieser junge Mann liebt seinen Verein, das wurde deutlich. Hier bekam die viel beschworene Identitätsfrage zum jeweiligen Club eine sehr intensive Auslegung. Die Liebe zu seinem Verein benötigt er aber auch heute. Denn nur so wird er auch eine mögliche Niederlage gegen meine Hertha verkraften. Ja, ich glaube an einen Hertha-Sieg trotz der unmenschlichen Zweifachbelastung der Mannschaft. Der Schieri heute kommt aus Schottland und heißt John Beaton. Im Gegensatz zu den eingangs genannten Herren ist Beaton hauptberuflich im Kommunikationsbereich tätig. Das lässt auf eine transparente Regelauslegung hoffen.

 

Ich werde mir das Spiel angucken.....natürlich im Stadion.

 

Ha Ho He

 

Euer Knut