Von ärgerlichen Baustellen und erhofften Baustellen

Unmittelbar nach dem Leipzig Spiel fuhr ich zum Glück direkt in den Urlaub. So blieb mir ein inneres Resumee zum letzten Spiel meiner Hertha erspart. Wieder einmal klaffte eine große Lücke zwischen dem Versprechen von Pal die Zuschauer mit einer ansprechenden Leistung in die Sommerpause zu entlassen und dem Spiel der Mannschaft, dass sich schon ab Minute 1 im Urlaub wähnte. Hier tut sich mental eine große Baustelle auf. Diese Mannschaft erschien mir doch rückblickend zu unengagiert.

Ich jedenfalls war froh, dass diese Saison endlich vorbei war. Wenige Momente der Zufriedenheit blieben mir in Erinnerung. Vorneweg die Auswärtsspiele in Leipzig und Hamburg.

 

Letzteres, war nicht nur ein entscheidender Nagel im hanseatischen Erdmöbel der 1. Liga Hoffnung. Es trug auch zu einem wesentlichen Aspekt des Aussterbens des Bundesliga-Fischsauriers bei. Hertha gehört zu den 5 Mannschaften die beide Spiele gegen die Fossilien von der Waterkant gewannen.

Doch die Zeit heilt nicht nur alle Wunden, sie relativiert auch Schadenfreude. Der Haespfau und seine auswärts fahrenden Anhänger, waren mir spätestens seit unseren letzten Abstiegen ein Dorn im Auge. Doch jetzt, 2 Wochen nach Saisonende, sind die Hanseaten mir fast vollkommen wurscht. Mit relativ neutralen Interesse werde ich ab und zu zur 2. Liga rüberschielen und sehen ob auch der Haespfau sofortigen Wiederaufstieg kann.

 

Spannender ist da zurzeit ein anderes Thema. Die Stadionfrage. Ich war eigentlich für zwei Varianten. Meine Vorzugsvariante war der Neubau auf dem 112.000 m² großen Maifeld. Das Maifeld, einst als Aufmarschgelände im Wesentlichen für die Mai Aufmärsche der NSDAP mit bis zu 250000 Teilnehmer geplant, war bis heute lediglich Heimstatt für sporadisch stattfindende Sportturniere, insbesondere für die Nischensportarten Footballspiele, Polo, Rugby und aktuell Cricket. Bei diesen Sportveranstaltungen wurde meiner Erkenntnis nach die Zuschauerzahl von 250000 Zuschauern nur selten erreicht. Mal im Ernst, eine derartige Fläche, ausschließlich unter Denkmalaspekten zu betrachten, ohne die aktuellen Bedürfnisse unserer Sportstadt zu berücksichtigen, ist fahrlässig. Das gesamte Gelände wurde als Sportfläche geplant und das muss zwingend im Vordergrund stehen und nicht irgendwelche historischen Sichtachsen. Was für ein Blödsinn.

 

Wenn ein Neubau nicht in Frage kommt, war ich bis vor kurzem für den Beibehalt des Status Quo. Spiele im Olympiastadion. Doch das hat sich seit dem letzten Pokalfinale geändert. Ja haltet mich für engstirnig aber es tut mir in der Seele weh, wenn sich eine Fanszene wie die der Zwietracht aus der Bankenstadt in unserer Ostkurve breit macht. Für mich hat das immer etwas von Entweihung.

Eine Wiederholung dieses Umstandes, kann ein Umbau des Olympiastadions nicht verhindern. Es sei denn, man kann die Ostkurve nach dem Umbau vor jedem Pokalfinale hochklappen. Das würde dann auch einen völlig neuen Blick auf den Glockenturm eröffnen.

 

Jetzt ist das Thema erst einmal im Abgeordnetenhaus und im Sportausschuss angekommen.

Gift wäre es, wenn sich irgendeine Partei als DIE Neubaupartei oder DIE Anti Neubau Partei erweist. Dann ist Hertha mit seinen Ansinnen sehr schnell nur der Zankapfel provinzieller Lokalpolitik. Hertha muss sich breit aufstellen, viele Entscheidungsträger in allen Parteien gewinnen. Vielleicht schaffen sie ja bei den Landespolitikern, was ihnen im Umgang mit der eigenen Fanbasis nur mäßig gelingt. Einen tragfähigen Konsens zu finden.

 

Dann würde auch ein euphorischer Ruck durch die Fanreihen gehen, der diesmal vom Verein ausgeht und nicht nur aus Eigenantrieb der blauweißen Fangemeinschaft. In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass es die Fans waren, die unsere 125 Jahrfeier auf breite Beine gestellt haben und nicht zu einem elitären Treffen Weniger zur Eröffnung einer Ausstellung verkommen ließen. Das gestrige Sommerfest war ein weiteres Beispiel dafür, was Hertha Fans leisten können. Hier noch einmal ein riesiges Dankeschön an alle Ehrenamtler.

 

Heute steht noch das Finale zur Deutschen Meisterschaft der U19 in Oberhausen gegen eine andere Mannschaft an. Egal wie das Spiel ausgeht, einige dieser Spieler haben gute Chancen in sieben Jahren für unsere Hertha das Eröffnungsspiel im eigenen Stadion zu bestreiten. Ich wünsche es mir sooo sehr.

 

Ich wünsche Euch allen, eine gute Sommerpause und Marvin Plattenhardt eine erfolgreiche WM.

Ha Ho He

Euer Knut