Der Versuch einer (vorläufigen) Saisonvorschau 2016/17 - Teil 1 - Der Spocht

Prognosen sind bekanntermaßen schwierig abzugeben, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen 😎 Opa versucht's mal dennoch, basierend auf dem heutigen Stand mit den Neuzugängen Duda und Allan. 

 

Sportlich

Der Saisonstart wird rumpelig, da wir defensiv anfällig sind wie ein Hypochonder bei fallendem Luftdruck. Diese Performance färbt ja sogar auf den bisherigen Fels in der Brandung Brooks ab, der plötzlich haarsträubende Fehler macht, die einem Spieler von seinem Format nur dann passieren, wenn der Wurm drin ist. Haste Schxxße am Schuh, haste Schxxße am Schuh. 

 

Hauptbaustelle ist und bleibt das defensive zentrale Mittelfeld, was abgekoppelt vom Rest der Mannschaft zu agieren scheint. Der erweiterte Mittelkreis wird ohne Not dem Gegner überlassen. Die beiden IV stehen hinten, davor ein 6er, die Außenverteidiger warten an der Mittellinie fast im Seitenaus (bei der "Passqualität" extrem riskant, ein Seitenaus mit Einwurf für den Gegner ist da beinahe ein Segen), vorm 6er tummeln sich 5 gegnerische Spieler und haben damit permanent Überzahl. Wenn die pressen, sehen wir aus wie eine Schülermannschaft, weil wir den Ball ohne Not in unserer roten Zone bewegen. Diese Defensivschwäche ist in Wahrheit ein Offensivversagen, was heute eben aus der Defensive angeschoben werden muss.  

 

Entweder Dardai und Widmayer kriegen das korrigiert (das wäre mein Wunschszenario), dann erleben wir wieder begeisternden Hurrafußball wie in der letzten Hinrunde. Oder die Trainer werden während der Saison abgelöst und es kommt statt eines Perspektivtrainers ein altbekannter Schleifer (Magath, Steevens, Funkel), installiert einen Übergangsclown (Neururer), exhumiert Altqualität (Detmar Cramer, Otto Rehagel) oder man holt jemanden wie Holger "Dackelblick" Stanislawski, das ist vermutlich das höchste dessen, was unsere sportliche Leitung unter einem Perspektivcoach versteht (Pressetext: "hat mit seinen Analysen im Fernsehen überzeugt"). Gnarz, all die, die den Kopf des Trainers fordern, sollten sich darüber im Klaren sein, dass dann ein Neuer kommt und von wem der ausgewählt wird. Skibbe wäre sicher auch bereit, bei Wichniarek war der zweite Versuch ja auch "überzeugend".   

 

Die Frage, ob wir eine schöne oder grausame Saison erleben werden, dürfte exakt von der Frage abhängen, ob wir unser zentral-defensives Mittelfeld zur offensiven Mitarbeit bewegen können oder nicht. An diesem Detail hängt auch das Schicksal des Trainerteams, was den Kader, der für unsere Verhältnisse als ordentlich zu bezeichnen ist, dazu bewegen muss, die unzweifelhaft vorhandenen Qualitäten in Ergebnisse umzumünzen. Dazu muss auf der 6er/8er Position ein Umdenken her. Allan als 6er und Darida als 8er (sofern Duda fit wird und die 10 besetzt) wird uns einen Qualitätssprung bringen. Stellt sich die Frage: Wozu hat man mit Oberschwiegersohn Luschenberger und dem Kalenderboy Schelle verlängert? Die sich beide zu grausamen Fußballern entwickelt haben? Kann sich noch jemand daran erinnern, wann von denen das letzte mal ein offensiv gefährlicher Pass kam? Da muss noch Schwarzweißfernsehen gewesen sein. Schelle rennt selbst verstolperten Bällen wenigstens noch hinterher, Ballannahme oder Passspiel kann er sicher auch, zeigt das halt nur nie. Und Luschi? Räumt defensiv vieles weg, aber das konnte Niemeyer auch. Zum halben Preis. Ohne zu stänkern.

 

Dem 6er kommt heutzutage DIE zentrale Rolle bei der Einleitung von Offensivaktionen bei eigenem Ballbesitz zu, der 8er fungiert ja eher als "Wechselspieler", der bei Balleroberung das Spiel schnell machen soll. Beides ist derzeit komplett falsch besetzt. Luschi spielt in Ottl-Manier nach hinten oder quer, Schelle verspringt der Ball ins Seitenaus oder zum Gegner, immerhin rennt er hinterher. Grauenhaft, alle beide und umso unverständlicher als dass wir ja mittlerweile Alternativen haben, neben Darida und Allan haben wir ja noch einen Stark im Kader (und nominal noch Hegeler, dessen Qualitäten aber wohl nur "Experten" zu erkennen vermögen). 

 

Verkackt man auf auf dieser Position, sehen die Offensivleute naturgemäß unglücklich aus, aber auch die müssen Gas geben. Bei allen anderen Teams läuft mindestens einer, eher mehr Leute bei Offensivaktionen in den Strafraum, bei uns gibt´s keine Chancenverwertung, wenn Ibi am Ball vorbeirutscht, steht da keiner am zweiten Pfosten, der die Chance nutzt. Verlangt ja keiner, dass jeder Angriff drin ist, aber wenn man nicht angreift, wird halt auch nichts passieren. Und es sei die Frage gestattet, was denn die dafür zuständigen Spieler in der Zeit machen? Augenbrauen zupfen? "Ja gut, äh"-Medientraining? Sich beim Manager ausheulen?

 

All das, was offensichtlich ist und neben Opa auch jedermanns "Oma" erkennt, müsste seitens der sportlichen Leitung offen an- und ausgesprochen werden. Stattdessen gibt´s Floskeln und Nebelkerzen, dass man sich nicht weder ernst- noch mitgenommen fühlt. Da wird wie bei Weiser von angeblichen konditionellen Defiziten fabuliert, da werden Typen "mit Eiern" verlangt, um dann den Oberschwiegersohn erneut zum Kapitän zu ernennen, um ihn kurz darauf in der Öffentlichkeit zu rasieren, während der andere Ballverspringer vom Dienst zum Kapitän befördert wird. All das lässt nichts Gutes erahnen, wie es um den inneren Zustand bestellt ist. Hertha ein Intrigantenstadl?    

 

Gibt´s dennoch etwas, was Hoffnung macht? Ja, gibt es. Zum einen ist das Transferfenster noch offen und es sieht wohl danach aus, dass sich noch etwas jenseits von "Esswein" tut. Zum anderen waren die Auftritte des Teams im letzten Sommer in den Testspielen auch wenig überzeugend, zum Teil waren es die selben haarsträubenden Fehler. Am Ende kam eine mehr als anständige Hinrunde dabei heraus. Opa hatte Hertha nach der letzten Sommerpause als sicheren Abstiegskandidaten getippt, wir waren zwischenzeitlich lange auf Platz 3 und am Ende auf Platz 7. Mit viel Drama und Unterhaltungspotential. 

 

Ein gesicherter Mittelfeldplatz mit dem Blick nach Europa sollte eigentlich drin sein, angesichts der mittlerweile aufgehäuften Hypotheken glaube ich jedoch, dass wir in die Saison stolpern und uns am Ende nur knapp werden retten können. Konsequenzen wird das vermutlich nur fürs Trainerteam haben. Hertha wie immer. Möge Opa sich irren.  

 

 

Lest demnächst in Teil 2, was sich fantechnisch und auf den Rängen tun wird.